Wir sind in diesem Jahr fliegen wir getrennt zum Boot, da
Petra zuhause noch ein Paar Dinge erledigen wollte, ich, Andi in dieser Zeit aber schon am Boot arbeiten möchte.
Wir können daher, als Petra in Sciacca eintraf, ohne Verzögerungen am nächsten Tag mit dem Boot ins Wasser.
Da die Wettervorhersage für die nächsten Tage ruhige Winde aus süd-ost, später aber südliche Winde prophezeit, werden Tags drauf schnell die Segel aufgezogen, die Rettungswesten
„scharf“ gemacht und Wasser wie auch Diesel gebunkert.
Zu lange hatten wir im vergangenen Jahr hier festgesessen........
Die Insel Pantheleria erreichen wir gegen 01:00 nachts.
Mit Halbwind und etwa 6 Bft. Etwa das Doppelte als erwartet......
Angst hatten wir vor allem vor den vorgelagerten Riffen, auf die tragischerweise
im Januar ein Flüchtlingsboot mit über 100 Menschen an Bord aufgelaufen und anschliessend
gesunken war. Es gab viele Tote und Verletzte.
Unsere elekronische Seekarte hat für diesen Bereich keine Angaben über Tiefen oder Riffe.
Nur jede Menge Warnungen......
Zum Glück konnten wir Stunden vorher die AIS-Spur der auslaufenden Fähre mitplotten und abspeichern.
Gelobt sei die Technik !!
Ein freundlicher Hafenmeister kommt auf einem Roller angebraust, nimmt im Dunklen unsere Leinen an und wünschte uns nachts um 01:00 einen angenehmen Aufenthalt auf Pantheleria. WOW !
Die Insel ist tagsüber ruhig wie ein Friedhof, ab 16:00 öffnen jedoch die Läden und Geschäfte, Bars und Restaurants und es beginnt ein langanhaltendes, lautes, ausgelassenes Leben in Downtown. Zu sehen gibt es wenig, es sieht ein wenig trostlos und arm aus.
Im Hafenbereich gibt es einen Platz, an dem die Flüchtlingsboote die nicht verwertbar sind auf ihre Verbrennung warten.
Teilweise waren Schlauchboote angelandet von weniger als drei Metern Länge.....
Für eine Reise über 80 Seemeilen schon erstaunlich.
Als wir nach dem aktuellen Wetterbericht fragen, laden uns zwei Beamte der Guardia de Financia
zu frisch gegrillten Thunfischsteaks ein.
Unbeschreiblich !!!
Nach anderthalb Nächten geht es um 05:00 Uhr morgens, ausgeruht weiter Richtung Tunesien.
Aus den vorhergesagten 2-3 bft. werden wiedereinmal 5-6.
Das doppelte !
Ein schneller Halbwindkurs also, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,8 Knoten im
3. Reff......Rekord !!!
Noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Port El Kantaoui in Tunesien.
Grün sind wir wegen des Geschaukels beide, gegöbelt hat aber
nur einer!
Willkommen in Tunesien – Welcome to Africa !
Der freundliche Hafenmeister hat sehr schnell
mitbekommen wie froh wir sind, endlich angekommen zu sein.....
Unterwegs ist durch den Seegang der Dieseltank undicht geworden bzw. übergelaufen.....
Diesel im Schiff – das geht gar nicht ! Das stinkt, Grund genug zu kotzen !!
Zwei Stunden später ist alles wieder klar und gutriechend und es gibt `ne heisse Dusche.
El Kantaoui hat ausser dem touristischen Port nicht viel zu bieten, es gibt keinen Ort.
Die Orte Sousse und Monastir haben wir schon mit Bahn und Taxi erreicht und ausgiebig erkundet.
In der Medina von Sousse
In Monastir befindet sich - bestens erhalten - ein alter Ribat,
Zufluchtsort räuberischer Mönche...... wenn´s mal Ärger gab....
( aus der Zeit von ca. 1600 )
In den gemütlichen Cafes sieht man ausschliesslich Männer sitzen.
Man trinkt den Landestypischen "The de Menthe" ( Tee )
mit frischer Minze.
Ein paar Tage später bekommen wir unseren Leihwagen.
Bereits über die Wintermonate hatten wir uns eingelesen und unsere Wüstentour in die Sahara gut vorbereitet.
Über Mahdia an der Küste und El-Djem fahren wir zunächst bis nach Sfax.
In El-Djem befindet sich das drittgrösste von den Römern erbaute Amphittheater, in dem jedoch
nie gespielt oder gefoltert wurde, denn es gab schon zwei weitere ähnliche Anlagen in dieser Gegend.
Die spinnen, die Römer......!
Sfax hatte uns überhaupt nicht gefallen. Die Stadt hat keinen Stadtkern, ist quirlig, unübersichtlich und chaotisch.
Der Strassenverkehr ist unbeschreiblich aggressiv.
Von allen Seiten wird gefahren, gehupt und wenn man selbst nicht absolut dicht auffährt wird man überholt und abgedrängt. Es gibt keine Regeln, schneller fährt der aggressivere -
ein Wunder dass nichts passiert ist !
Die Strecke nach Süden führt sehr lange durch langweilig, öde Landschaft.
Es geht durch kleine Dörfer.
Immer öfter sieht man Maultiergespanne auf der Strasse.
Auffällig sind auch die Metzgereien vor denen ganz geduldig das Frischfleisch auf seine Verwertung wartet,
ohne angebunden zu sein....
während der Kollege bereits hängend zerteilt und vermarktet wird.
Wie clever sind eigentlich Schafe ?
Immer wieder wird vor Kamelen auf der Strasse gewarnt.
In Tozeur am Rande der Sahara, kommen wir an der Oase mit einem Kameltreiber ins Gespräch:
Die Dattelbauern haben keine Erträge mehr weil nicht genug Wasser zur Verfügung steht.
Er ist sehr sauer darüber, dass die beiden grossen Golfplätze weiter gewässert werden für Touristen die jetzt nicht mehr kommen......
Man kann sich kaum vorstellen welch enormen Aufwand die Menschen hier zum Teil treiben müssen um Wasser zu bekommen.
Man sieht immer wieder LKW, Trecker oder Maultiergespanne mit Kanistern.
Wasser ist hier ein kostbares Gut um das es warscheinlich noch viel Streit geben wird.....
Im Süden gibt es mehrere Oasen. Zum Teil liegen diese in den Bergen.
Chebika hatte uns am besten gefallen.
1960 wurde die alte aus Lehm gebaute Ortschaft vom Regen so durchnässt, dass alles zusammengebrochen ist.
Die Einwohner siedeln seitdem im neuen Ort etwas ausserhalb der Oase.
Es gibt eine Bar und einen kleinen Laden..... sonst nix.
Ein Einheimischer führt uns über die Berge um "seine Oase"
und erklärt uns stolz was hier abgeht....
Es passiert hier kaum etwas:
Man findet versteinerte Seetiere, Schnecken und Feuerstein.
Gelegentlich kommen jedoch die bösen Wüstenwildschweine, saufen und fressen die Datteln vom Boden.
Schweinerei !
Es gibt hier angeblich die besten Datteln der Welt.
Die Dattel heist "DEGLET NOIR".
Das Kilo zu 5 TDN, etwa 2,50 Euro.
Wenn erreichbar, isst man sie gleich vom "Baum".
Die meisten Hotels haben geschlossen.
In Tozeur haben wir das Hotel Palmyra ganz für uns alleine.
Eine merkwürdige Situation, fast einsam, ohne Personal in diesem Riesenhotel.....
Viele Hotelbedienstete, Taxifahrer, Pferdekutscher, Kameltreiber, Souvenierverkäufer und andere sitzen im Schatten, ohne Arbeit......
In Tunis gibt es nachts eine Ausgangssperre.
Seit von Lybien aus Tunesische Grenzübergänge beschossen werden gibt es eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes in Deutschland für ganz Tunesien.
Reisewarnungen später auch aus Frankreich - ausser uns sehen wir keine Touristen mehr im Land.
Salz, soweit das Auge reicht......
Im Süden Tunesiens gibt es drei riesige ausgetrocknete „Salzseen“.
Die neue Strasse verläuft schnurgerade und verliert sich in einer Fatamorgana.
Nebenan verlief die alte.
Noch immer sieht man Autos und auch einen Bus, die im Salzschlamm stecken gelieben und nicht mehr befreit werden konnten.
Auch die Einfahrt in einen ehemaligen Hafen ist noch erkennbar, da betonnt.
Überladene Fahrzeuge sieht man öfter.
Es scheint hier keine Regeln zu geben.
Einen TÜV gibt es auch nicht.....
Hier fahren die Fahrzeuge, die bei uns schon vor vielen Jahren aus dem Verkehr gezogen wurden...
Und sie fahren noch sehr, sehr lange.
Das Städtchen Douz liegt bereits mitten im Sand.
Die Dünen wandern, verschlingen Orte, geben aber auch wieder Stadtteile frei, die vor über 300 Jahren zugeweht und überdeckt wurden.
Interessante Kulisse für viele Filme:
u.a. Star Wars von George Lukas, Der englische Patient.
In Douz entdecken wir in einem Haushaltswarenladen feinstes Seilflechtertauwerk.
Für nur 3,75 Euro gibt es 8 Meter 16mm-Leine -
für zwei neue Festmacher.
Leinen aus der Wüste !
TRIP IN DIE SAHARA
Einmal in der Wüste, unter freiem Himmel schlafen :
Um in der Sahara zu übernachten braucht man gute Kamele oder einen Jeep und einen guten Guide.
Beides wird organisiert und wir verabreden uns mit Nadir und Lamin.
Nadir hat einen grossen Toyota, Lamin hat drei Kamele.
Beide kennen die Wüste wie ihre Westentasche...
Etwa 30 km geht die Fahrt durch Sandfelder und Dünen.
Während Nadir später nach Douz zurück fährt, werden wir von Lamin angeleitet zu lagern.
Es ist absolut still.........
Lamin spricht arab, nur wenig französisch aber es wird diskutiert und im Sand gemalt bis alles verstanden ist.
In einer Senke zwischen Sträuchern wird aus Decken ein Lager errichtet.
Unter drei alten Konservendosen wird ein kleines Feuer gemacht, über dem dann ein Eintopft köchelt.
Lamin kann zwar nicht lesen - auch die Uhr kann er nicht deuten aber er ist Fachmann für Kamele und kennt die Sahara.
Und der Eintopf ist absolut spitze !
Die Stimmung ist unbeschreiblich schön.
Nachts wird es in der Wüste richtig schattig. Wir schlafen unter dicken Wolldecken.
Es ist „muksmäuschenstill“ und sternenklar, fast wie auf See.
Öfter werden wir wach weil unter unserem Lager irgendwer gräbt. Die Wüste lebt !
Die Aussicht nach oben ist der Knaller: Wie auch auf SEE gibt es kein Restlicht.
Es ist stockschwarze Nacht ( bis der Mond aufgeht ) und man kann extrem weit bis zu anderen Galaxien sehen.
Jeder Stern der leuchtet, ist nicht etwa ein Planet, sondern eine Sonne, um die wiederum viele andere Planeten kreisen. Da diese aber nicht strahlen, sondern bestenfalls angestrahlt werden, sehen wir diese von der Erde aus nicht.
Unmengen an Käfern, Eidechsen, Asseln und Tausendfüsslern sind unterwegs und suchen was leckeres.
Morgens sieht man die vielen Spuren....
und 20 Meter neben uns frühstückt sehlenruhig eine einsame Kameldame.
Zur Freude von Lamin !
Gegen Mittag werden wir von Nadir wieder abgeholt.
Damit er uns findet gibt es ein qualmendes Feuer.
In einer Sandwehe bleibt der Jeep während der Rückfahrt stecken...
Fluchen, Schimpfen und Fachsimpeln auf arabisch.
Das wäre mit Kamelen nicht passiert !!
Bevor sich das Auto tiefer eingräbt müssen die Räder freigegraben werden. Mit vereinten Kräften gelingt es uns,
den schweren Wagen aus der Wehe zu schieben.
Mittlerweile sind wir zurück an Bord:
Unter unserem Radargerät, direkt auf dem Dampferlicht nistet ein Spatzenpaar - und kackt das ganze Vordeck voll.
So geht das nicht......
Die müssen da weg!
Etwas später sind sie obdachlos oder so.
Es gibt doch genug Palmen hier.
Eben haben wir ausklariert.
Das bedeutet unser Platz ist bezahlt und
wir haben die Erlaubnis den Hafen zu verlassen - und die
Garde National weiss, das wir Richtung Sidi Bou Said segeln wollen.
So ist das hier.
Ein paar Tage später, am 19.05.11 laufen wir in Hammamet ein, genau gesagt in die berühmte Marina Jasmin.
„Die exklusivste und teuerste“ in Tunesien, wissen wir schon von der BOOT-Düsseldorf.
Die Exklusivität hält sich jedoch sehr in Grenzen:
90% der Boote sind verlassen, viele sind zu verkaufen.
Die Restaurants sind zwar alle geöffnet, das Personal hat jedoch nichts zu tun. Es gibt derzeit keine Touristen.
Überall will man uns hineinziehen. Ebenso in der Stadt.
Es macht keinen Spass zu bummeln.
Die Verkäufer sind sehr aufdringlich und arbeiten mit allen Tricks: „Erkennen Sie mich nicht ? Ich bin ihr Koch aus ihrem Hotel !“ Wenn wir entgegnen, das wir hier kein Hotel haben, sind sie schnell wieder weg......
Im vergangenen Jahr hat Tunesien die Wirtschaftskriese zu spüren bekommen.
Vielleicht resultierte hieraus die Unzufriedenheit der jungen Leute die dann mit den Demonstrationen, zum Sturz der Ben-Ali-Regierung beigetragen hatten.
Es sieht nicht gut aus, ohne Touristen.
Die Fahrt mit dem Bus kostet knappe 25 Eurocent,
Schulkinder fahren umsonst.
So denkbar einfach ist hier das System.
Im Hafen liegt gleich neben uns ein Boot mit Anne und Willi aus Düsseldorf.
Die "Leev Linda"
Nette Geselschaft und schön mal wieder deutsch zu sprechen.
Wir sind froh ungebunden zu sein und fahren ein paar Tage später weiter nach Norden sobald der Wind gedreht hat.
In Kelibia gibt es einen grössereren Fischereihafen...
In Tunis:
Nachts gegen 04:30 sind wir fertig und laufen noch vor Sonnenaufgang aus - eine tolle Stimmung.
Auf See kommen uns dutzende Fischerboote entgegen, alle winken fröhlich, die freundlichen Rufe auf arabisch
verstehen wir nicht.
Das Cup-Bon ist gnädig und lässt uns passieren.
Nachmittags schläft der Wind ein und wir motoren die
restlichen 20sm.
Bizerte erreichen wir in der Dämmerung.
Leider ist der Hafen weg ! Komplett weg. Eine gigantische Baustelle.
Wir wollen nicht im Industriehafen liegen und werfen daher unseren Anker inmitten des Bauchaos.
Hier sind wir vor den grossen Pötten sicher.
Morgens werden wir mit Baulärm geweckt und beschliessen nicht erst an Land zu gehen sondern gleich weiter zu segeln.
Es gibt zwar noch keinen Wind aber das kann ja noch kommen......
Bis Tabarka sind es 65sm, rund 13 Stunden.
Wind gibt es später auch, aber leider aus West - nicht gerade die Wunschrichtung wenn man nach Westen will.....
Einfach abfallen und nach Sardinien segeln geht auch nicht, wir sind nicht ausklariert.
Also mit Motor und gerefftem Grosssegel die Küste entlang, gegen Wind und 1 kn. Strömung.
Im Zickzack durch die Fischernetze, ein Alptraum wenn es dunkel wäre.
Gegen 18:00h dann eine Verkehrskontrolle auf dem Wasser: Nationalität, letzter Hafen, nächster Hafen -
und vor Allem warum ???
Garde National, wir dürfen weiter, aber unser Ziel, Sidi Mechreg sei nur 1,00m tief.....
SIDI MECHREG
Ein kleiner Fischerhafen, irgendwo im Nirgendwo. So wird es beschrieben.
Die garantierten 2,50m Tiefe in der Einfahrt sind auf 2,10m geschrumpft und wir haben riesig Glück, dass wir mit unseren 1,80m hier reinpassen.
An der Pier erwarten uns etwa ein Dutzend Personen, wir sind offenbar´ne Attraktion.
Der Garde-National-Offizier heist uns willkommen in Sidi Mechreg und hilft festmachen.
Wieder fragt man uns nach der Nationalität -
kennen die den unsere Flagge nicht ?
Es gibt hier kein Stromnetz und auch kein Wasser, erfahren wir später.
Die Bewohner treiben einen Riesenaufwand um mit Eseln von der Quelle am Strand Wasser in Kanistern nach Hause zu bringen.
Ganze 5 Autos gibt es hier und einen Roller......sonst nur Esel.
Wir finden sogar einen kleinen Laden - nur Brot gibt es nicht. Dies backt man hier selber.
Morgens um 07:00 kommen Fischer zu uns und preisen ihre Fänge an:
Für 15TND ( 7,5 Euro ) erwerben wir 4 „Langustes“ einen Red Snapper und einen kleineren Oktopuss.
Wir bezahlen gleich für zwei Tage die 6,5TND / Tag und geniessen die abgelegene Ruhe in der Natur und essen Fisch.
Die Verständigung nimmt sehr viel Zeit in Anspruch.
Das Übertragen der Bootsdaten aus dem Bootsschein in das öffentliche Formular dauert eine knappe Stunde:
Name, Nationalität, Länge, Breite, Tiefgang, Tonnage, Heimathafen usw.
Immer wieder arabisch.....
Aber total freundlich !!!
Es macht Spass zu diskutieren und zu erklären.
Der Ort ist schon durch sein, für uns unbekanntes, einfaches Leben sehenswert.
Es gibt am Strand ein Römisches, etwa 2000 Jahre altes Badehaus, entsprechend verfallen.
Zwei Brote bekommen wir von der Frau des Hafenkapitänes, frisch aus dem Ofen......
Gegen Mittag bringt er uns diese, in Begleitung seiner zwei Jungens. 10 und 7 Jahre alt.
Zusammen sitzen wir an Bord.
Wir bedanken uns mit Bonbons und einem Italienischen Rotwein,
ein Fehler ?
Fünf Minuten später kommen noch drei Offiziere der Garde National an Bord. „Kaffee?“ „Nein danke, lieber Vin Rouge!“
Zu acht sitzen wir nun an Bord. Es gibt Kaffee, ( keinen Wein ) und wir lernen unsere ersten Brocken Arab. Salemeleikum !
Im Atlas zeigen wir wo Deutschland liegt und wo wir herkommen. Interessant und spassig für alle !
Wir erzählen den Offizieren, dass wir den Minimarche´ zwar gefunden, es dort aber keine Tomaten gab.
Etwas später sitzen wir im Jeep der Garde National und fahren den einen Kilometer zum Laden - und bekommen tatsächlich allerfrischeste Tomaten.
Mit dem Jeep fährt die Garde National täglich die 20km in den nächsten Ort, um zu telefonieren. ( !!! )
Side Mechreg, eine andere Welt.
Vier Tage später kommen wir in Tabarka an. Der letzte Hafen in Tunesien.
Hier wollen wir nochmal zwei Tage mit ´nem Auto durch Nordtunesien, auf den Spuren der Römer...
01.06.2011
Tabarka liegt etwa 5sm vor der Algerischen Grenze. Ein kleiner ruhiger Ort, etwa 8000 Einwohner.
Entsprechend ruhig geht es hier zu. Es gibt ein altes Fort und einen antiken, römischen Hafen.
Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit, Es wird wenig gebettelt, der Tourismus ist hier noch nicht sehr ausgeprägt.
Da hier nördliche Winde vorherrschen, regnet es öfter und alles ist grün und saftig.
Mit einem Fiat !! fahren wir ins Hinterland.
Viele Kilometer geht es durch Korkeichenwälder, immer höher.
Es gibt riesige Eukalyptusbäume.
Man fährt durch den Nebel der Wolken, es ist kühl und feucht. Disteln und Oleander stehen in voller Blüte.
Überall sieht man Hirten mit Schafen oder Ziegen.
Öfter sehen wir ältere Frauen die auf dem Rücken gigantische Pakete Stroh transportieren.
In der Nähe von Jendouba besuchen wir zwei ehemals römische Orte:
- Bularegia, die ausgegrabenen Reste einer römischen Stadt.
Vieles ist erstaunlich gut erhalten. Man erkennt Wohnungen in
zweigeschossiger Bauweise, auch unterirdisch, mit Säulen und
Verzierungen.Die Therme könnte heute noch aus der
sprudelnden Quelle mit Wasser versorgt werden.
Wir laufen über perfekt erhaltene, römische Mosaikfußböden
und über eine alte Fernstrasse. Beeindruckend !!!
- Chemtou ist genau das Gegenteil:
Hier gab es ein Arbeitslager für etwa 20.000 Sklaven.
Es wurden nicht nur Steine gebrochen sondern auch bearbeitet. 20 verschiedene Marmorarten hat man hier angekarrt um
Säulen, Stehlen, und Figuren zu erschaffen. Das Gelände
erstreckt sich über 2 x 2 km, ist nicht so schön überschaubar
wie Bularegia.
Gegen abend gibt es hier ein Mamutgewitter. Drei Stunden lang Blitze und Wetterleuchten von allen Seiten. Im Internet haben wir die Wetterentwicklung beobachtet und beschlossen das wir morgen am 02.06.11 Richtung Algerien weiter laufen.
Da wir keine Visa haben wollen wir die Häfen bevor wir einlaufen auf Kanal 16 in Französisch anfunken und um Einlass bitten.
Zwei französische Yachten haben wir getroffen die ebenso durch Algerien gereist sind.
Seit Tagen schreiben wir französische Redewendungen und Vokabeln auf um über Funk das richtige sagen zu können.
Für morgen sind nördliche Winde bis 15kn angesagt, die übermorgen für länger auf östlich drehen.
Wenn's gut läuft wollen wir nicht gleich in Annaba ( 42sm ) sondern erst später in einen Hafen gehen.
Mal sehen........
Die algerische Küste ist gut 1200km lang
Die algerische Küste ist landschaftlich wunderschön !
Seit dem 02.06.2011 : Algerien
30 Minuten nach dem Auslaufen aus Tabarka unter Segeln, kommt ein Schnellboot der Algerischen Costguard neben uns
und funkt:
Name of boat ?
Name Skipper ?
How much Crew ?
Name Crew ?
Nationality boat ?
Nationality Skipper ?
Nationality Crew ? ….......
und etliche andere, unwichtige Fragen wie
Color ?
Material ?
Year of build ?
Weight of Boat ?
Charter ?
Homeport ?
Last Port ?
Next Port ? und und und...
10 Minuten später: „You can pass....okay,....welcome to Algeria“!
In feinstem Englisch und schnell sind wir wieder alleine.
Zwei Tage und drei Nächte später laufen wir im 230sm entfernten Bejaia ein.
Wie geplant haben wir uns über Funk angemeldet. Ein kleines Lotsenboot empfängt uns mit Lichtsignalen aus einer Taschenlampe in der riesigen Hafeneinfahrt und geleitet uns zu einer Pier, zwischen zwei riesige ca. 200m lange Frachter, die gerade von Futtermitteln entladen werden.
Es ist wahnsinnig laut und es stinkt!
Schon beim Festmachen fragt man ob wir irgend etwas bräuchten.....
Zuerst kommen drei Beamte der Harbour Police an Bord und checken Passports und Boatpapers. Etwas später kommen zwei von der Capitanerie mit frischem Baguette und Joghurts,
Papercheck again.... Später drei von PAF ( Police de Frontier ), dann nochmal drei von der Garde National Nautica. Immer wieder Fragen, ob wir irgendetwas benötigen.....
Am nächsten Tag kommen noch Shipchandler ( Ausrüster ), Customs ( Zoll ) und der Harbourmaster mit Begleitung.
Schon beim Einlaufen hatten wir zwischen den Frachtern eine andere Segelyacht gesehen.
Jessica und Stefan aus Deutschland. Sie haben in Athen eine Bavaria-41 erstanden und sind auf dem Weg in die Karibik hier liegen geblieben. Motorschaden.......
Wir liegen später mit offizieller Genehmigung „side by side“ daneben.
Auf dem Frachter vor uns gibt es einen Maschineningenieur aus Kasachstan.
Mit ihm hat Stefan bereits den Motor abgekoppelt. Die Hafenarbeiter haben flux einen Autokran organisiert und ruck zuck stand der Motor an Land. Zwei neue Kolben müssen her, für einen Yanmar 4GM.aus Japan.
Gesucht wird nach einem Suzuki , Mazda oder Nissan im Schrottzustand.......Viel Glück !
Unterdessen haben die Jungs auf dem Frachter hinter uns gekocht. Ein deutsches Schiff, seit 18 Monaten hier, festgesetzt vom Zoll. Die indische Mannschaft freut sich, uns mit Essen versorgen zu dürfen. Die indische Küche ist ein Gedicht ! Wir können kaum so schnell essen wie gekocht wird.
Breakfast, Lunch, Dinner.......wir werden dicker.
Gegen 23:00 müssen wir plötzlich den Platz verlassen - der Frachter vor uns soll raus. Vom Wasser aus beobachten wir, wie Schlepper dieses Riesenteil raus ziehen und später den nächsten Zielgenau einparken. Die Bavaria wird da sie ja derzeit keinen Motor hat, von einem anderen Schlepper ein paar Runden durchs Becken gezogen.
Eine Stunde später ist die Bavaria und wir wieder fest.
Die Mitarbeiter aller Autoritäten sind sehr freundlich.
Andauernd werden wir gefragt ob wir etwas bräuchten.
Um 19:00 kommt jemand mit 4 Riesensandwiches,
um 22:00 gibt’s drei Flaschen Wasser und Joghurts.
Landstrom kommt von den Indern.
Die Leute freuen sich, uns etwas gutes zu tun und wir trauen uns nicht „Nein“ zu sagen.
Später kommen noch drei Jungs mit zwei Flaschen Cola und Eiscreme.
Und so geht es jeden Tag.
Am nächsten Tag fragen Petra und Jessica bei der Hafenbehörde nach einer Gastlandflagge für die Bonafide.
Sie bekommen die Flagge vom Schreibtisch eines Mitarbeiters aus Samt mit Fransen.
Unterdessen wird unsere Wäsche auf einem polnischen Frachter gewaschen und duschen dürfen wir dort auch....denn es gibt nur selten eine Dusche.
Das Leben im Hafen kannten wir bislang noch nicht.
Da keiner den Hafen verlassen darf, ist man wie eine große Familie.
Oft kommen Offiziere, Kapitäne der Nachbarschiffe zu uns an Bord.
Viel Zeit, gute Gespräche, kein Stress...... Und wir besuchen ebenfalls die anderen. Es gibt interessante Schiffsführungen bis in die Maschienenräume.....
Wir erfahren eine Menge über das Leben auf einem Frachter, über Großschiffnavigation ( fast wie bei uns ) von der Brücke, von Aufgaben, Dienstgraden, Familienurlauben und wochenlangem Liegen auf Reede, bevor zum Entladen ein Platz im Hafen frei wird.
Aber auch über Korruption im Hafen: Für die Beamten der insgesamt 7 Dienststellen die z.T. je mit drei Personen an Bord kommen, hatte man 15 Stangen Zigaretten verschenkt.
Dennoch gab es Ärger, weil der Zoll noch 8 weitere Personen im Office sitzen hat........
Wir wollen nicht tauschen.
Bei uns gab es überhaupt nichts: „No cigarettes, no alcohol, no weapons and no drugs !“ ( und schon gar kein Backschisch !! ) „You`re very sportiv !“
Die Frachter sind funktionell und einfachst eingerichtet. Nichts ist gemütlich und die Belüftung ist miserabel.
Heute durften wir auf dem polnischen Frachter in der Kapitänskajütte duschen.
Ebenso einfach und unkomfortabel wie bei der Mannschaft. Genau wie wir freuen sich alle, wenn Besuch oder Abwechslung an Bord kommt.
Tagelang werden wir schon von der Mannschaft der HEIDI-1 mit indischem Essen versorgt.
Heute bekommen wir „present from India“, einen 10-Rupien-Schein mit Aufschrift:
„To Mr.+ Mrs. Andreas from Heidi 1“ --- Unglaublich !!!
Das Entladen der Frachter dauert für die Besatzungen eine Ewigkeit.
Nach sieben Tagen warten draußen vor dem Hafen, läuft das Entladen im Hafen sehr unprofessionell.
Der Ladekran stellt die Ladung an die Pier, ein Gabelstapler
später auf einen LKW.
Nach 50 Metern wird die Ladung wieder mit einem Gabelstapler in den Sand gesetzt und später noch einmal umgeladen.
Und noch hat nichts den Hafen verlassen.....
Was ein Aufwand. 5 Tage Ladung löschen und nicht aus dem Hafen raus dürfen. In Europa darf man den Hafen zwar verlassen, aber das Schiff ist in 6 Stunden wieder auslaufbereit. Wie gemein !!
Gegen 23:30 bringen uns die Beamten noch Sandwiches, Datteln, Cola und Eis.
Wir hatten danach gefragt, weil wir morgen früh auslaufen wollen. Überhaupt kein Problem.....
Nur der defekte Motor von der anderen deutschen Yacht, darf den Hafen zur Reparatur nicht verlassen.
Die Beamten von Costoms ( Zoll ) sind halt sehr mächtig.
Man müsste die Beamten bestechen,
aber womit ?.......
ORAN
Nach acht Tagen Bejaja segeln wir weiter in Richtung Oran.
Als wir nach 48 Std. nachts auf See merken, dass der Wind nun genau von West kommt und stärker wird, drehen wir um und laufen 18sm zurück nach Tenes.
Über Funk angemeldet, brauchen die Offiziellen eine ganze Stunde um uns „Okay zum Einlaufen“ zu geben. Immer wieder die 100 Fragen, aber vor allem:
Warum Tenes ?
An Bord dann erneut das gewohnte Empfangen der Offiziellen. Drei Stunden später haben wir dann sogar die Genehmigung einkaufen zu gehen......
Zusammen mit einem Offizier der Garde-National.
Es geht in verschiedene Läden und über den Markt.
Nichts für Europäer:
Auf dem Boden liegen die Eingeweide der Schafe, Fischreste und jede Menge Abfälle. Und die riechen......!!
Und überall krabbelts.
Aber wir bekommen alles, wie gewünscht.
Sogar unser Dieseltank wird mit Polizeischutz wieder gefüllt.
Es geht weiter, die restlichen 130sm nach Oran.
Um 5:00 früh an der Funke:
„You are BONAFIDE from Germany ? You`re welcome, you can enter the port !“
Was eine Überraschung !
Schon in der Hafeneinfahrt winkt uns ein uniformierter an die Pier zu kommen: Wir bekommen wir von Offiziellen ca.3kg Fisch und Scampis geschenkt.
„Welcome to Oran“!!!
Wir bekommen später sogar einen „Shortpass“, die Genehmigung uns frei in Oran bewegen zu dürfen.
Jeden Tag neu gestempelt - und auch nur, weil es hier
"keine Kriminalität" gibt.
Umso erstaunter sind wir, dass uns in der Stadtt wildfremde Menschen ansprechen: „ Sie können hier nicht alleine mit ihrer Frau.....“
„Die Kamera besser wegpacken.....“ „Den Rucksack besser vorne tragen...“ immer wieder
„seien sie vorsichtig !“.
Oran hat etwa 3 Mio Einwohner und keine Kriminalität !?
Wir wollen uns nicht vorstellen wie kriminell es anderswo aussieht. Algerien hat nach unseren Infos das zweithöchste ProKopf Einkommen in Afrika, trotzdem scheint es uns sehr ärmlich.
Die Preise sind für unsere Verhältnisse extrem günstig.
Für die drei Wochen in Algerien haben wir knapp
100,-Euro ausgegeben, inclusive rund 180 Liter Diesel.
In Oran liegen wir im Fischereihafen an der Pier eines Umweltvereins, mit Strom und Wasser für 6,- Euro.
Für uns ist der Freigang schon ungewohnt.
Das Bummeln und Stöbern ist anders als sonst.
Viele Fassaden im Jugendstiel. Hauseingänge und Treppenhäuser aufwändig, Verzierungen, Stuck ohne Ende,
aber alles ungepflegt und rostig.
Im Osten von Oran gibt es einen neuen Stadtteil, Hochhäuser, modern und urban.
Keine auffälligen Moscheen, keine Minarette.
Außer den geänderten Wochenendtagen ist der Islam hier eher hintergründig.( Wochenende von Freitag bis Samstag )
Auffällig sind eher die oft ausgeschilderten öffentlichen Duschmöglichkeiten, ein Indiz für fehlende
Badezimmer ?
Nach Europa telefonieren oder SMS sind nicht möglich.
Internet gibt es selten. Viele Sites sind gesperrt.
Die Bevölkerung darf sich nicht versammeln oder demonstrieren. Dafür fahren hunderte Autos laut dauerhupend durch die Stadt.
Überall wird kontrolliert und wir werden förmlich bewacht.... „Just for your safty !“
Und unsere Kontrolleure werden ebenfalls kontrolliert.......
Wir erfahren, dass die Probleme aus einer Art Experiment resultieren:
Die Regierung hatte 2009 angefangen mehr Mitbestimmung und Demokratie einzuführen.......
An die Bewaffnung der Bewacher haben wir uns gewöhnt.
Auch an die Tatsache, dass es nicht immer Wasser und auch nicht überall Strom gibt.
Und man sperrt sich gegen alles Westliche, immerhin gehört man zur Afrikanischen Allianz.
Es brodelt leise vor sich hin.....
Wären diese Probleme nicht, könnte man Algerien als Urlaubsland empfehlen.
Es ist landschaftlich wunderschön, riesige Berge, wunderschöne Buchten, feine Sandstrände, kristallklares Wasser und
überall nette, freundliche Menschen.
Eine solche Gastfreundlichkeit hatten wir bis dato noch nicht erlebt.
Das nächste Mal kommen wir mit Visa! - Inschalah !
ILES DE HABIBAS / ALGERIA
Nach fünf Tagen Oran fahren wir weiter.
Eine kleine Inselgruppe, die Iles Habibas, ist das Ziel.
Wir gehen an eine winzige Mole in einer durch Felsen geschützen Bucht.
Ein freundlicher Herr belegt unsere Leinen.
Der Guardian wie er sich nennt ist Nordin, der Leuchtturmwärter.
Er bekommt nicht häufig Besuch und schnell sind wir zum Essen eingeladen.
„Spaghetti de iles Habibas“ mit Fisch, Ei und Salat.....
Er ist 50 Jahre alt ( wie Andi ) und seit 24 Jahren lebt er in dieser absoluten Einsamkeit alleine auf dieser Insel, schaltet abends den Leuchtturm ein und morgens wieder aus.
24 Volt mit 20 Watt aus Batterien, neuerdings erzeugt mit Solartechnik.
Liebevoll deckt er die riesigen Kunststoffprismen mit Decken ab, um sie vor der Sonne zu schützen.
Stolz zeigt er uns seinen Leuchtturm und die Wohnung.
Alles wird erklärt. Ein museales Refugium, Fundstücke, hochgetauchte Dinge gesunkener Schiffe, von den Riffen rund um die Inseln.
Das arabische Gästebuch zerfleddert und von 1934.
Hier kommt nicht oft jemand vorbei.
Manchmal nur drei Boote im Jahr.
Seine Frau und die vier Kinder leben schon seit Jahren wieder in Oran.
Er bleibt hier, wegen der Ruhe
( wenn die 100.000 Möwen mal ruhig sind )
Wir genießen die Stimmung und die bizarre Natur und sind schier überwältigt.
Hier könnte man bleiben.......
Besonders stolz ist Nordin besonders auf seinen Leuchtturm......
Eigentlich wollten wir im 50sm entfernten Ghasaouet nocheinmal für 10 Eurocent / Liter ( !! ) nachtanken.
Ausklarieren brauchen wir nicht, dies geschieht in jedem Hafen vor dem Auslaufen.
Von dem beständigen Ostwind haben wir uns dann ziehen lassen, unter Spinacker,
95sm, der Spanischen Enklave Melilla entgegen.
Nur eine einzige Yacht haben wir in Algerien getroffen.
Wir wissen jetzt warum.
Wir sind in Europa !!
Mitten in Marokko gibt es ein zweites Europa. MELILLA.
Heute Nacht gegen 02:00 sind wir eingelaufen.
Wir haben Algerien wieder verlassen. Was für ein Land !
Noch immer sind wir beeindruckt.
Immer wieder schauen wir die Bilder und diskutieren das
Erlebte.
Eine andere Welt.
MELILLA / SPANIEN
Hier in Melilla ist es wieder aufgeräumt und sehr,sehr sauber. Man kann fast vom Boden essen. Gepflegte Fassaden in Jugendstiel....
Hier gibt es wieder die kleinen Dinge wie Internet, telefonische Erreichbarkeit usw.
Hier fahren auch wieder die „Teuerautos“ vorzüglich der europäischen Marken.
Es gibt Vollbremsungen vor Zebrastreifen und keiner hupt.
Man grüßt sich nicht sondern ist wieder anonym auf der Straße.
Sogar eine gewisse Arroganz ist spürbar:
Vorsicht Kunde droht mit Auftrag. Europa halt......
Melilla gibt es seit über 500 Jahren. Entsprechend viele, perfekt restaurierte Gemäuer gibt es.
Alles sehr aufgeräumt, sauber und pikfein.
Melilla möchte Weltkulturerbe werden !
Es gibt jede Menge Palmen, nicht nur in den Parks.
Und wieder sieht man an vielen Stellen kleine, dezente Schildchen, die Auskunft geben, über die vielen von der EU großzügig zur Verfügung gestellten Millionen.
Muchas gracias !!
Nur drei Kilometer sind es bis zur marokkanischen Grenze bei Nador.
Wenn man Zeit hat, kann man beobachten wie sich Frauen unter den Gewändern mit Klebeband Bierdosen um die Beine binden.......
Hier wird geschmuggelt was das Zeug hält.
Kommt man der Grenze näher, sieht es aus wie auf ´nem Schlachtfeld.
Staubig, schmutzig und überall liegt Müll.
Armut zum anfassen.
Der Grenzübertritt ist für uns einfach:
Keine Fragen, kein Durchsuchen, Stempel in den Pass, Schlange stehen und durch......
Schön wenn man einen roten, deutschen Pass hat !
Unser übriggebliebenes, algerisches Geld werden wir leider auch in Marokko nicht los.
In fünf Banken waren wir.
Kein Wunder, fast alle Grenzen sind geschlossen und angeblich vermient. ( ??? ) Was ist denn hier los ?
Unser Liegeplatz in einer blitzeblanken, sicheren Marina kostet 6,00 Euro/Tag incl. Strom und Wasser. Man kann es kaum glauben.
Und ab Malaga gibt es eine Verbindung mit Ryan-Air nach Düsseldorf-Weeze. Es lebe das Internet !
Bis Malaga ist es nicht weit. 103sm, man kann es fast sehen.......
We will see !!
Gab es da nicht noch die Schnellfähren ?
Drei Tage später machen wir Heimaturlaub in Ratingen.
Melilla hat sich bei der Unesco zum Weltkulturerbe beworben.
Hier lebt man - von der EU reich beschenkt - an allen europäischen Kriesen vorbei.
Fünf Wochen hatten wir Heimaturlaub.
Zurück in Melilla trauen wir unseren Augen nicht:
Die BONAFIDE liegt mit losen Leinen an der Pier, berührt bei jeder Welle den Beton und ist beschädigt.
Was war passiert ? Die herbeigerufenen Hafenmeister und Polizeibeamten sind ratlos.
Wahrscheinlich hat jemand versucht das Boot zu entwenden und ist gestört worden.
Die Mooringleine vorne ist gelöst und auch die beiden Festmacher zur Pier sind lose und leienhaft verknotet.
Unser Versicherer Panthenius in Hamburg würde eintreten.......
Ein Paar kleine Macken im Rumpf, die Aries hat schlimmeres verhindert, ist aber beschädigt.
Das Ruderblatt hat 5cm tiefe Beschädigungen von der Betonpier. Wir haben Laminierharz und Matten an Bord, es darf wieder gebastelt werden.
Das bürokratische Dokumentieren für die Versicherung sparen wir uns.
Hauptsache das Boot ist noch da !!!
Wir verlassen Melilla und verbringen die Nacht vor dem Strand der Stadt, am Anker.
CABO TRES FORCAS / MARROKKO
Am nächsten Morgen fahren wir um das Cabo tres forcas und finden einen wunderschönen Ankerplatz, gut versteckt hinter Felsen in der Cala Tramontana.
Hier leben rund 20 Personen vom Angeln und Fischen.
Entsprechend ruhig ist es hier.
Fisch bekommen wir geschenkt, als wir einen Einheimischen zum Cafe an Bord einladen.
Wir bekommen wertvolle Tipps für die Häfen an Marokkos Küsten,
unser Gast war früher bei der Guardia Costeria......
Gleich haben wir ein schlechtes Gewissen - wir sind nicht in Marokko einklariert.
Über türkisblauem Wasser reparieren wir und lecken unsere Wunden.
Beim Nächsten Verlassen des Bootes wollen wir eine Kette benutzen.......
AL HOCEIMA / MARROKKO
Da der Fischerhafen total überfüllt ist, liegen wir in Al Hoceima im Fährhafen.
Von den Fähren ist nichts mehr zu sehen denn die seit 2008 bestehende, wöchentliche Verbindung nach Almeria / Spanien wurde mangels Rentabilität in 2010 eingestellt.
Verlassen ist der riesige, hochmoderne Gare Maritim.
Neben uns liegt eine Französische Crew, aus Rotterdam kommend, mit Ziel Lebanon.
Informationen werden ausgetauscht und die Franzosen freuen sich das sie nicht über die überfüllten Balearen, sondern so wie wir, ohne Visa durch Algerien segeln können.
In der Stadt entdecken wir wieder die leckeren, tunesischen Datteln Deglet Nour.
Man bekommt hier alles was das Herz begehrt. Ganz frisch vom Markt.
Von vielen Menschen umlagert, predigt ein Arzt oder Heiler aus Lehrbüchern lautstark auf Arabisch verschiedene Heilmethoden und verkauft ganz nebenbei natürlich seine Mittelchen.
Die Einheimischen machen insgesamt einen lethargisch-
niedergeschlagenen Eindruck:
Es ist Ramadan. Zeit der Entsagungen.
So wartet ein ganzes Volk auf den Sonnenuntergang......
Das Militär feuert genau zum Sonnenuntergang einen lauten Böllerschuss über den Hafen, das Zeichen für die Muezin zum Gebet zu rufen.
Im Restaurant freut man sich und bestellt hektisch beim Kellner.
Wie alle anderen auch, bekommen wir keinen Fisch sondern nur das muslemische Pre Dejuner, bestehend aus der traditionellen Ramadansuppe ( Kichererbsen, Mais, Hirse und Nudeln )
ein paar Datteln und etwas Gebäck. Und natürlich reichlich Getränke.
Eine Stunde später ist alles vorbei, die Restaurants schließen, keine Passanten, keine Autos mehr, die Stadt ist wie ausgestorben.
Am nächsten Tag gibt es wieder den gleichen Markt, es wird gefeilscht was das Zeug hält:
Ein Kilo Datteln soll 35 Dirham kosten, zwei Kilo gleiche Ware aber 120. Da kauft man besser einzeln....
Shrimps sollten 45 pro Kilo kosten: Beim Bezahlen dann 140, als wir gehen wollten nur noch 100.
Wir sind uns nicht sicher ob die Händler oder wir mit dem französisch durcheinander sind......
Es ist sehr anstrengend, weil der Preis nicht aufgeschrieben wird.
Arabisch müsste man können.
Trotzdem ist fast alles konkurenzlos günstig im Verhältnis zu unseren heimischen Preisen.
Nur in den Häfen scheinen 25,- Euro ein Standardpreis zu sein.
Vom Hafenamt erhalten wir den Wetterbericht
für den 09.08.11:
4-5 Bft aus west.
Wir schauen sicherheitshalber noch mal bei passageweather.com: Kaum zu glauben:
3-4 Bft. aber aus ost.
Wetter zum aussuchen.
Da sind wir aber gespannt .......
Es hatten beide Vorhersagen Unrecht: Es gab überhaupt keinen Wind.
Wir sind motort und haben schnell gemerkt, dass wir einen guten Knoten Strömung von achtern haben.
So sind wir mit einer Neerströmung, mit 6,5 teilweise sogar mit 7,0 kn unterwegs.
Bereits in Al Hoceima haben wir bemerkt, dass es verbrannt riecht.
Wenige Seemeilen entfernt befindet sich eine spanische Festung, gebaut auf einer vorgelagerten Felseninsel.
Von einer französischen Yacht erfahren wir, dass es auf dieser Festung, dem Penon de Velez de la Gomera in der vorletzten Nacht heftig gebrannt hat.
Die Festung ist über einen kleinen Sandstrand mit dem Festland verbunden und wurde 1508 durch die Spanier erbaut.
Marokko will diesen Felsen jetzt selbst beanspruchen.
Am Strand markiert ein blauer, dicker Tampen die spanisch-marokanische Grenze. Streng bewacht von Soldaten beider Nationen.
CEUTA / SPANIEN
Früh morgens laufen wir weiter nach Ceuta.
Die zweite, spanische Enklave, nur 12sm vom echten, gegenüberliegenden Europa entfernt.
Diese Stadt macht wieder einen erstaunlich aufgeräumten Eindruck.
Sie erstreckt sich auf einer Halbinsel, teilweise nur 200 Meter breit.
Die Fassaden der alten Gebäude reich verziert mit Schnörkeln und Jugendstiel. Alles irgendwie besonders, wir können uns kaum sattsehen.
Es verwundert auch nicht, dass auch hier wieder
vieles von der EU bezuschusst, wenn nicht sogar gänzlich finanziert wurde.
Das Zauberwort zur Finanzierung mit EU-Geldern heißt hier „Remudulacion“......
Fussgängerzonen, Parks, Hafenanlagen, Schwimmbäder, Parkhäuser, Uferpromenaden, Kunstplastiken, Strandabschnitte, Gebäudefassaden, Heliport, Krankenhaus, sogar verschiedene Palmen haben eines gemeinsam: Sie tragen ein kleines EU-Zeichen, das Zeichen ihres Sponsors.
Die Strömungsberechnung in der Strasse von Gibraltar ist Thema Nummer eins im Hafen. Aufgeregt wird gezeichnet, überlegt und in Tabellen nachgeschlagen...
Da mehr Wasser ins Mittelmeer hinein, als heraus fließt wird man nicht viel Zeit haben mit der Strömung von achtern aus dem Mittelmeer heraus zu segeln.
Warten wir´s ab.....
TANGER / MARROKKO
Im Hafen von Tanger gibt es eine kleine Marina. Schon von weitem winkt uns ein Marinero ganz aufgeregt entgegen, der Hafen sei voll !
Das ist ja auch nicht zu übersehen: Überall dort, wo man sich sonst noch hätte hinquetschen können liegt schon ein Boot.
Nicht die kleinste Lücke mehr.
Schon wollen wir umdrehen und vor dem Strand vor Anker gehen als uns ein junger Mann von einem der hundert Fischkutter andeutet, wir sollen am Kutter längsseits gehen.
Wir sind zuerst skeptisch weil Fischkutter für gewöhnlich nachts fischen, machen aber dann doch bei dem Fischer fest.
Nach dem Überklettern von fünf verschiedenen, großen Kuttern erreichen wir die Pier und erkunden ganz entspannt Tanger.
Immer wieder bieten sich Guides an uns zu führen.
Wir lehnen dankend ab und - verlaufen uns in dem Gewirr verschiedener Gänge und Gassen die alle irgendwie gekrümmt verlaufen.
Hinter der Medina finden wir einen Hügel, von dem man einen schönen Rundblick auf die Stadtteile unterhalb hat.
Wir finden den Markt und sind erstaunt über das riesige Angebot von Fisch.
Ein Fischmarkt in diesem Ausmaß ist uns noch nicht begegnet. Das es neben dem normalen Angebot noch Haie, Rochen, Barrakudas und Muränen gibt ist sicherlich nichts besonderes, aber die Größe der gefangenen Tiere ist beeindruckend.
Es gibt Thumfischbäuche, gute 45cm dick.
Und auch die Menge ist verblüffend.
Ein unglaubliches Angebot.
Ebenso im Hafen. Von weitem könnte man denken hier sei ein großes Volksfest im Gange.
Erst wenn man näher kommt sieht man die Kisten mit Fisch in allen Größen und Arten. Der nächste Fischmarkt.
Überall im Fischereihafen ist es schleimig-rutschig und – es riecht unangenehm streng nach Fisch und Verwesung, so dass einem die Luft wegbleibt.
Wir sind froh nach erneuter Kletterpartie wieder an Bord zu sein, immerhin liegen wir sicher und günstig aber mit geschlossenen Fenstern.
Gegen Mitternacht werden wir durch Klopfen und Rufen geweckt: Ein Beamter der Portpolice steht im Dunkel an Land und möchte uns unsere Pässe zurückgeben.
Schlafen die nicht nachts ?
Schlaftrunken entert Andi über die fünf Fischkutter bis Land erreicht ist, wir haben die Pässe zurück und sind wieder frei.
Gegen drei Uhr werden wir wieder geweckt:
Die Mannschaft an deren Kutter wir fest sind möchte auslaufen.
Eine paarmal vor und zurück und wir können an einem anderen Kutter unsere Nachtruhe fortsetzen.
Bis um sechs Uhr:
Da kommen plötzlich andere Fischer in den Hafen und wollen genau dort hin wo wir liegen.
Die Nacht ist also vorbei und da wir frei sind, beschließen wir gleich jetzt auszulaufen.
Hafeneinfahrt, Souk und Märkte in Tanger / Marokko
Schön ist der nächste Morgen und die ersten Sonnenstrahlen sind angenehm.
Wir runden das Cup Espartel, Marrokkos Nordküste und gehen auf Südkurs.
Wir haben das Mittelmeer nun endgültig verlassen.
Zwei Stunden später geraten wir plötzlich in schweren Seenebel.
Um sicher zu sein vergrößern wir den Abstand zur Küste und navigieren bei Sichtweiten um die 50 Meter mit dem Radargerät.
Ein paarmal müssen wir ausweichen vor unidentifizierten Punkten auf dem Monitor.
In Sicht kommen diese Ziele aber nicht, zu dick ist die Suppe. Plötzlich ein Geräusch, ein Rumms.
Wir haben eine Fischereiboje überfahren und jetzt hängt irgendwas in der Schraube.
Gut, dass die See ruhig ist.
Mit dem Brotmesser wird unter Wasser die Schraube befreit.
Stunden später, es ist schon dunkel,
kommt ein kleines Fischerboot zu uns.
Laut rufend bedeuten uns die Männer, dass hier irgendwo ein Oberflächentreibnetz ausliegt. Durch die hohen Wellen sieht man die kleinen Blinklichter am Anfang und am Netzende immer nur ganz kurz.
Also zurück und ausweichen.
Ein weiteres Mal fahren wir in dieser Nacht in ein Netz, kommen aber sofort wieder frei und sind froh, als es endlich hell wird.
Die vielen Beeps auf dem Radar entpuppen sich als 5 Meter lange, offene Fischerboote auf denen die Männer zum Teil zu viert, die ganze Nacht mit den Netzen arbeiten.
Die Häfen an der marokkanischen Atlantikküste sind in gefährlichem Zustand.
Asilah ist nur in der Einfahrt knappe 3m tief.
Das Becken ist völlig versandet und fällt bei Ebbe trocken.
In Larache muss man, um den Hafen zu erreichen
bereits vor der Einfahrt über eine 2,0m Sandbank, wo auch bei ruhigen Wetter eine schwere Brandung steht.
Im inneren Flussbett sieht es auch nicht besser aus, es fällt bei Ebbe fast gänzlich trocken und der Weg ist nicht betonnt.
Für Mehdia wird uns empfohlen auf keinen Fall selbst einzulaufen. Ohne Lotsen sei man auch bei Hochwasser nicht gut beraten.
Unser Portbook beschreibt die Küste als Paradies für Surfer und Badegäste,
aber auch als Verdamnis für Segler, die im Weststurm einen sicheren Hafen suchen.
Erst Rabat, im River Qued Bouregreg ist wieder anlaufbar.
Um 10:00 morgens laufen wir in Mohamedia ein. Im hinteren Ende eines Gasverladehafens liegen zwei kleine Schwimmstege des Yachtclubs in absolut ruhigem, auch bei Ebbe noch 3,50 tiefem Hafenwasser.
Von hieraus wollen wir Rabat, Casablanka, Fes und Marakesch besuchen.......
MOHAMMEDIA / MARROKKO
In Mohammedia betreibt der Yachtclub zwei Schwimmstege. Mitten im Fischereihafen..... Trotzdem ein Segen !
RABATT / MARROKKO
Nach einer 60 minütigen Bahnfahrt erreichen wir die geteilte Stadt Rabat / Sale.
Eine der grossen Metropolen Marokkos.
Mit der Straßenbahn bekommen wir schnell einen Überblick über die Innenstadt.
Die Kasbah ist riesig, geometrisch angelegt und daher übersichtlicher als anderen Orts.
Die alten Wehrmauern gut erhalten und dekorativ mit großen Palmen bestanden, viele schöne Motive.
Neben der Einfahrt zum Hafen liegt erhöht ein altes Fort.
Von hier hat man einen herrlichen Ausblick über die Stadt Sale am anderen Ufer des Oued Bou Regreg.
Auch die erst 2008 fertiggestellte, neue Marina sehen wir uns an und sind froh, dass wir bis Mohammedia gelaufen sind.
Die umliegenden Hotels sind noch im Bau, es ist anstrengend laut. Es gibt auch eine Discothek, die nachts bis in die Morgenstunden aktiv sein soll, gleich neben den Stegen.
Rabat hat viel zu bieten. Es gibt unglaublich viel zu sehen.
Ein wenig vermissen wir das Pausieren in Cafe´s oder auch Restaurants.
Da zur Zeit Ramadan ist, sind Restaurants und Cafe´s, wie auch viele andere Geschäfte geschlossen.
Und es wird auch nicht gerne gesehen wenn wir in der Öffentlichkeit etwas essen oder trinken.
Neid erfüllte Blicke.......
Es ist anstrengend während des Ramadan zu reisen.
In Rabatt:
CASABLANCA / MARROKKO
Wieder sitzen wir in der Bahn.
Diesmal nach Süden, Richtung Casablanca.
Hier steht die riesige Moschee „Hassan II“ die zu den fünf größten Moscheen der Welt gezählt wird.
1993 direkt am Meer auf einem Felsplateau erbaut, also nichts historisches.
Schon von außen ist der Eindruck überwältigend.
Da momentan Ramadan ist dürfen wir nur ausnahmsweise und nur einzeln in die Moschee. ( 120dh Bakschisch )
Im Untergeschoss befinden sich die vielen Waschbrunnen in Lotusform.
Die Moschee bietet Platz für über 20.000 Gläubige.
Entsprechend riesig und weitläufig sind Tore, Treppen und die Räumlichkeiten.
Das ganze ist zwar reich verziert aber trotzdem schlicht und modern gehalten.
Es wurde viel Marmor, Sandstein, Glas und Edelstahl verarbeitet.
Und es gibt Rolltreppen nach oben zum Bereich der Frauen.
Das riesige Dach kann hydraulisch auseinander gefahren werden, gibt dann die Sicht frei zu Allah nach oben.
Von dem über 200 Meter hohen Minarett zeigt nachts ein Laserstrahl die Richtung nach Mekka......
Beeindruckend !
Die „Stadt ohne Gesicht“ so der Reiseführer, hat kein lebendiges Zentrum und kommt uns mit seinen 2,9 Mio. Einwohnern chaotisch – schmudellig vor.
Es gibt zwar eine Medina, aber die Märkte drängen sich ungeordnet außerhalb dieser in schmalen Gassen über unbefestigten, matschigen Wegen.
Das Ganze scheint kein System zu haben.
Die Polizei überwacht den Verkehr, sieht zu wie die Fahrer sich anhupen wenn jemand an der roten Ampel anhält.
Man fährt auch bei Rot.
Fußgänger laufen zwischen den fahrenden Autos und Motorrollern.
Zum ersten Mal sehen wir hier die bunt gefärben „Ramadan-Küken“ die nach der Fastenzeit ihr gefärbtes Gefieder verloren, aber dafür Schlachtreife bekommen haben sollten...
Inshallah.
Oft sieht man öffentliche Trinkstellen, mit angebundener Tasse.
Selbstbedienung für die, die schwach werden auf den Beinen.
Es ist Ramadan.
Moschee Hassan II, direkt am Meer.
Casablanka, die Stadt "ohne Gesicht"
MARRAKESCH / MARROKKO
Freitag, 19.08.2011
Mit der Eisenbahn geht es heute nach Marrakesch, in gut klimatisierten Wagen.
Die eingleisige Strecke verläuft lange durch Geröllwüste,
draußen tobt ein Sandsturm.
Ein heißer Luftzug weht ins Innere wenn an den kleinen Wüstenbahnhöfen die Türen öffnen.
Nach drei Stunden erreichen wir Marrakesch.
Bei 47 Grad ( !! ) im Schatten starten wir unseren Rundgang....
Wir sind gut vorbereitet und haben uns eine Runde, entlang der sehenswerten Orte ausgesucht.
In einem Wohnviertel der Berber verlaufen wir uns in einem Labyrinth von Gängen und Gassen.
Auffällig hier, dass der Tourist für alles, sogar für´s gucken, bezahlen soll.
Die Stadt lebt ganau davon. Für alles ist zu bezahlen.
Wir fühlen uns nicht wohl und sitzen etwas später in einem der vielen, für die Touristen geöffneten Cafe´s rund um den
Djemaa el Fna.
Dieser bekannte, große Platz im Zentrum ist schon die Reise wert:
Hier findet man Wahrsager, Schlangenbeschwörer, Wunderheiler, Zahnzieher, Wasserverkäufer, Märchenerzähler und Musiker.
Wegen der Geräuschkulisse oder den vielen Garküchen ( ? ) hat die Unesco diesen Platz zum „oralen Weltkulturerbe“ ernannt.
In der Medina werden hauptsächlich für Touristen hergestellte Dinge verkauft. Überall soll man hineingehen oder gucken kommen – und bezahlen. In fast allen Läden findet man die selben für Touristen hergestellten Artikel.
Wir lassen uns treiben und sind froh abends wieder im klimatisierten Zug zu sitzen.
Ziemlich erschöpft, es ist einfach zu heiß.
In Marrakesch:
20.08.2011
Wir sind unter Deck, am putzen, da wir morgen ohne Umwege Marrokko verlassen und Richtung kanarische Inseln auslaufen
wollen.
Diesel und Wasser sind schon gebunkert.
Plötzlich ein Rumms:
Eine große Motoryacht ist in unseren Bugbeschlag gefahren.
Viel schlimmer noch:
Als er merkt, dass er festhängt, gibt der Trottel Gas...
Der schwere Ankerbeschlag aus Zentimeterdickem Edelstahlplatten mit Rollen wird aufgebogen,
der Bugkorb böse verbogen,
der Deckel vom Ankerkasten ausgerissen und die Backbordbeleuchtung beschädigt...... Tolle Wurst !
Es darf wieder gebastelt werden.
Ein Polyesterexperte ist schon unterwegs.
Wir bauen derzeit die Teile auseinander...
Acht Stunden später ist alles ist wieder repariert und montiert. Der Deckel wurde von unten mit weiteren 7 Lagen Polyester belegt und die äußeren Macken mit Epoxyd gespachtelt.
Die rote Lampe mit Sikaflex und Kabelbindern provisorisch abgedichtet und befestigt, der Rest konnte mit Gummihammer langen Hebeln und grober Gewalt wieder gerichtet werden.
Und der Trottel hat sich entschuldigt.
21.08.2011 11:00
Wir haben ausklariert. Es geht weiter.
Knappe 450sm, also 4-5 Tage, bis in eine Ankerbucht an der Südseite der Insel Graciosa ( nördlich von Lanzarote )
Jetzt muss nur noch der Wind mitspielen.......
unterwegs:
- Weithin sichtbar auch vonn See: Hassan II-Moschee in
Casablanca
- Schwer erkennbar, auch wenn man aufmerksam ausschaut: Die
Netze sind mit vier zusammengebundenen Plastikflaschen
markiert.
24.08.2011
Drei Tage zum Abgewöhnen:
Am Sonntag sind wir aus Mohammedia ausgelaufen.
Wir wollten die Mannschaft der Nachbaryacht "Mary Ann" begleiten.
Ziel, eine Bucht an der Insel La Graciosa, auf den Kanaren.
Anfangs hatte man sich noch alle zwei Stunden an der Funke getroffen und sich Positionen, Geschwindigkeit und Kurs durchgesagt.
Sechs Stunden später waren wir schon zu weit auseinander. Wir hatten bei dem ersten Anzeichen von Wind den Spi gesetzt. Der „portugisische Norder“ , Wind von hinten.
Wir segeln vor der afrikanischen Küste, frieren und haben dicke Pullover und Jacken an.
Nachts gibt es 5 Bft, gut dass wir den Spi weggenommen haben.
Wir sind schnell aber es schaukelt fürchterlich..
Unser vorbereitetes Essen gab es nicht, es wäre eh nicht drinnen geblieben. Die zweite Nacht war noch wilder. Wir hatten 12sm vor der Küste, ein Fischernetz aufgegabelt mit Spieren und Auftriebskörpern, die von außen gegen das Boot hämmern.
Die Maschine lässt sich nicht mehr starten. Die Schraube dreht nicht und auch die Wasserversorgung für den Motor ist dicht.
Der Windgenerator macht nicht genügend Strom und die Solarpaneele wegen Sonnenmangel gar nichts.
Da haben wir schlechte Karten.
Computernavigation nur noch minutenweise, Radar ebenfalls, Kühlschrank und Autopilot aus.
Weil die Aries mit dem Netz nicht klar kommt wird von Hand gesteuert.
Im Wachwechselmodus.
Seekrank sind wir beide und dazu noch totmüde.
Und andauernd dieser Schluckauf, der den Brechreiz ankündigt...
Der Mensch ist halt ein Landlebewesen !
Wir beschließen, nicht bis La Graciosa zu segeln sondern sicherheitshalber nach Agadir in den Hafen zu laufen. Nur 190 statt 420 sm.
Auf See können wir später, während der Wind etwas nachlässt, beigedreht liegend, das Netz entfernen. 17,5° Celsius hat der Atlantik. Brrrrrr !
Die Maschine läuft jetzt wieder und wir können abends aus eigener Kraft die restlichen 20 sm bis nach Agadir motoren.
In dichtem Nebel kommen uns Fischerboote entgegen.
Mit Radar, GPS und Navi-Soft wissen wir ganz genau wo wir hin müssen. Auch wenn man nichts sieht.
Wir genießen heißen Tee, hören ganz laut Pavarotti und sind guter Dinge. Alles funktioniert !
AGADIR / MARROKKO
Tags drauf befinden wir uns inmitten einer super gepflegten Hotelanlage, in dessen Zentrum die neue Marina für Yachten liegt.
Es gibt hier Geschäfte, Cafes und Restaurants.
Wir erfahren, dass dieser Hafen, wie überhaupt alle anderen Häfen in Marokko auch, der Frau des Königs, Mohammed VI gehören.
Mit den Canabisplantagen im Rifgebirge sei es so ähnlich.
In Tunesien hatte man kürzlich den Regierungschef mit seiner Familie, wegen solcher Machenschaften außer Landes gejagt.
Agadir selbst gefällt uns gut.
Ein riesiger Sandstrand entlang der grossen Bucht, große Palmen an einer schönen Promenade und viele Restaurants,
vor allem aber ist hier etwas los.
Trotz Ramadan. Es wird gebadet, flaniert , gehandelt und gelebt. Der Ort lebt.
Besonders sehenswert ist der Umgang der Araber mit älteren Menschen.
Nicht nur hier wird diesen liebevoll geholfen oder ein Sitzplatz überlassen.
Auch die Begrüßungen unter Bekannten sind sehenswert. Lange wird umarmt, abgeklopft, gedrückt und geküsst.
Oberhalb von Agadir steht in riesengroßen Lettern auf den Berg geschrieben:
Allah, el-Watan, el-Malik was soviel bedeutet wie:
Allah, die Heimat, der König.
Drei Mächte für das Funktionieren des Staates. Aber auch drei Tabuthemen, die niemals öffentlich debattiert werden,
hat doch Marokko den südlich angrenzenden Staat Westsahara annektiert.
Wir fahren in den Südteil der Stadt.
Hier gibt es Donnerstags den riesigen Berber- und Exportmarkt.
Groß wie eine eigene Stadt durchkreuzen viele Straßen diesen Markt.
Von hier fahren LKW mit Früchten, verpackt und beklebt u.A. mit deutschen BIO-Etiketten für unsere heimischen Supermärkte.
Plötzlich ertönen in der gesamten Stadt die Sirenen. Sonnenuntergang.
Hurra !!
Es darf wieder gegessen und getrunken werden.........
In Agadir:
Das Menü für junge Leute für nur 49 Dirham ( 4,40 Euro )
Drei von den sechs im Hafen liegenden Yachten sind bewohnt und wollen auf die Kanaren.
Wir sind froh, doch nach Agadir gelaufen zu sein.
Die Stadt ist zwar das Touristenzentrum im Marokko aber es ist sehenswert.
Nach einer Woche haben wir genug gesehen und machen uns bereit für die nächste Atlantiketappe.
Die Insel La Graciosa, auf den Kanaren, wollen wir anlaufen.
Obwohl die 210sm „ohne besondere Vorkommnisse“ verlaufen, haben wir uns das Segeln auf dem Atlantik ganz anders vorgestellt.
Zunächst haben wir um die 20kn Halbwind ( von der Seite )
aber die Welle erreicht Höhen von etwa 2,50m.
Und die erwartete lange Wellenfrequenz ist kurz und hart.
Der Autopilot streikt bereits nach wenigen Sekunden....
Die Aries dagegen steuert als ob sie hierfür gemacht wurde.
Nach mehreren Experimenten gelingt es uns mit Hilfe eines im Steuerrad befestigten Gummiexpanders die schlangenähnliche Kurslinie etwas zu begradigen.
Trotzdem ist der normale Passat sehr heftig.
Wenn wir auch schnell unterwegs sind haben wir kein
Appetit etwas zu essen, auch keine Ruhe zu schlafen.
Wir werden ständig von den Wellen durchgeschüttelt.
Und das Wasser spritzt durchs Cockpit, so dass Ölzeug getragen werden muss.
Entsprechend K.O. sind wir nach zweieinhalb Tagen und fallen erstmal ins Koma.
LA GRACIOSA / ISLAS CANARIAS wieder in Spanien...
Die Insel La Graciosa ist ein riesiger Naturschutzpark.
Wir ankern über „hellem“ Sand in kristallklarem, türkisblauem Wasser, schwimmen und genießen die Ruhe.
Die Lebensgeister kommen langsam zurück und es gibt auch wieder feste Nahrung.
Die Landschaft ist steppen-artig. Heller Sand, vermischt mit schwarzer Lava. Dazwischen nur
niedriges Gestrüpp, meist abgestorben oder vertrocknet.
Eine Stunde dauert der Marsch in den Ort La Sociedad. Hier gibt es einen kleinen Hafen, mehrere
Läden, Bäckerei und sogar ein paar Touristen. Da es auf der ganzen Insel keine befestigten Straßen gibt, sind Autos selten. Obwohl die Insel zu den Canarias gehört,
sperrt sich die kleine Gemeinde
seit Langem gegen den Einzug des Massentourismus.
Mit Erfolg.
Obwohl hier sogar Campingplatz und Fahrradverleih zu finden sind läuft alles unglaublich ruhig.
Wir brauchen – um hier ankern zu dürfen –
die „Autorisacion“ der Hafenpolizei. Kostenfrei !
Auf der anderen Seite, nur einen Kilometer entfernt, erheben sich die Lavafelsen von Lanzarote bedrohliche 400m aus dem Meer. Gespenstisch von Wolken eingehüllt.
Unser nächstes Ziel, bekannter als La Graciosa aber gänzlich anders.
Jede dieser acht canarischen Inseln im Archipel ist unterschiedlich, so der Reiseführer.....
Vor Anker vor La Graciosa:
LANZAROTE / ESPANA
So freuen wir uns auf den Hafen von Arrecife, der Inselhauptstadt.
Die Marina dort besteht leider aus zwei total maroden Schwimmstegen, die aussehen als wollten sie untergehen.
Strom oder Wasser am Steg? Fehlanzeige.
Internet ? – vielleicht in der Stadt, aber niemand weiß wo.
So können sich Hafenführer irren! Ist ja auch schon 10 Jahre alt.
In dem von Felsen gesäumten, großen Hafenbecken liegen viele Boote, meistens an Mooringbojen. Tiedenhub: 3 Meter !
Gefühlte zwei Stunden versuchen wir vergeblich unseren Anker zwischen den liegenden Yachten zum Halten zu bekommen: Wieder Fehlanzeige.
Wir machen später neben einer weit größeren Yacht fest und hängen nun zu zweit an deren Mooring....
Naja, es gibt nichts anders.
Andere Boote hängen zu viert an einer Mooring, Platzmangel.... Bei ständig 6 bft. Wind......
Wir liegen sehr ungeschützt und unkomfortabel -
aber überaus günstig bzw. kostenfrei !
An Land steht ein riesiges EU-Schild: 13,9 MIO Euro kostet der neue Fähranleger, hoffentlich bleibt was übrig, für neue Stege.
Lanzarote im Hafen:
Die Supermärkte werden aufgesucht, es wird eingekauft und die Wäsche wird gewaschen bzw. waschen gelassen.....
Nur Wasser gibt es hier nicht.
Obwohl hier eine riiesige Meerwasserentsalzungsanlage betrieben wird.
Meilenweit riecht man die Dieselabgase dieser Anlage - entsprechend teuer ist das Wasser
aber im Hafenbereich gibt es dieses nicht.
Aber es gibt hier einen deutschen Radiosender.
Das ist doch mal was ! Archipel-Nachrichten zu jeder vollen Stunde. So erfahren wir, dass Sonntags ein großer „Touristenmarkt“ im Inselinneren stattfindet.
Mit dem Bus fahren wir hin, zu Fuß geht’s drei Stunden lang zurück, da der Bus nachmittags nur alle 3 Stunden fährt, wenn er überhaupt kommt. Die Taxis warten schon.
Gar nicht so schlecht zu Fuss, so sieht man was von der Insel......
Im Hafen treffen wir Lorenco wieder. Ein netter Spanier, alleine mit einem 34 Fuss-Boot unterwegs, haben wir schon in Ceuta kennen gelernt und in Tanger und Rabat wieder getroffen.
Mit einem Leihwagen erkunden wir die Insel.
„Aus Feuer geboren“ also vulkanischen Ursprungs.
Ist auch nicht zu übersehen. Mancherorts wächst nichts auf der Lava!
Der jüngste Ausbruch der Vulkane dauerte ganze sechs Jahre. Von 1730-1736, geologisch gerade gestern.
Bei diesem Ausbruch wurde der Westteil der Insel total verschüttet.
Entsprechend schwarz sind die Lavafelder noch heute.
Im Timanfaya-Nationalpark fahren wir mit einem Bus durch die Lavalandschaft. Lava, so weit dasAuge reicht.
Beeindruckend, wie eine Reise auf den Mond !!
An einem Spot ist es nur 10cm unter der Erde schon 140° heiß, lesen wir.
Da die Sonne brennt merkt man dies nur, wenn ein Mitarbeiter des Parks Reisig in eine Mulde wirft und dieser schnell in Flammen auf geht. Das Restaurant grillt die Steaks über einem großen Loch......
Ein bekannter Architekt, Cesar Manrique hat die Architektur auf der Insel geprägt.
Viele Gebäude sind von weitem nicht als solche erkennbar sondern geschickt zwischen, in und unter die Lava gebaut.
Es gibt einen sieben Kilometer langen Tunnel, durch den beim Ausbruch Lava geflossen ist und der heute teilweise besichtigt werden kann.
Ein kompliziertes Höhlensystem, schön hergerichtet und echt interessant.
Im Norden ist die Insel durch die oft vorhandenen Wolken und Regen sehr fruchtbar.
In Haria, in einem recht kleinen Tal gibt es an die tausend Palmen.
Auf den Kakteen werden hier Läuse gezüchtet, aus deren Blut dann der Farbstoff für Lippenstifte hergestellt werden kann.
Aber auch das Zentrum, Arrecife ist angenehm.
Da die Touristenzentren alle außerhalb liegen, ist man hier unter Spaniern.
Die Mitarbeit Manriques, bei der Gestaltung der Stadt ist nicht zu übersehen.
In der flachen, großen Lagune liegen viele kleinere Fischerboote. Es gibt viele Brücken und alles ist schön mit schwarzen Lavasteinen eingefasst oder verkleidet.
Im 17.Stock des „Grand Hotels“ gibt es eine Bar:
Von hier hat man eine schöne Aussicht auf die Hafenanlagen, Boote, Lagunen, die Innenstadt, wie auch die umliegenden Berge und Vulkane.
Seit Tagen hören wir merkwürdige Geräusche über unserer Ankerkette.
Wir hatten den Anker ausgebracht um nicht mit zwei grossen Booten an einer einzigen Mooring zu hängen.
Wir wir nun wissen, ein Kardinalfehler:
Erstes Erkundungstauchen zeigt einen etwa 2m langen und 70cm breiten „Wooling.
Ein riesiger Knoten, durch den gut sichtbar - wie gezaubert - immer wieder unsere Edelstahl-Ankerkette läuft.
Man erkennt zwei schwere Anker und jede Menge Baustahl und Ketten, umwickelt mit Leinen und Trossen...... Ein Knoten eben.
Da ist nichts mit „mal eben klarieren“! Wissen die Götter wie unsere Kette zwischen, um und durch diese Wooling geraten konnte.
Es folgen Beratungen mit den anderen Seglern auf den Booten.
„Abschäkeln, neu besorgen, vergessen und abhaken“ ist der Tipp eines älteren Spaniers, „in solchen Becken ankere man nicht“,
Er habe auch mal eine Kette mit Anker versenken müssen.
Da kennt er uns aber schlecht:
Wir überlegen und zeichnen wo die einzelnen Trossen hinlaufen.
Zwei Tage dauern die Arbeiten, erst zwei, dann nochmal 5 Tauchgänge.....In Abhängigkeit von Wasserstand, Sonnenlicht und der Windstärke, denn nur bei stärkerem Wind schwebt die Wooling über dem Grund in 4-6m Tiefe weil die Schiffe dran ziehen - bei nur ein bis zwei Metern Sicht.
Wir kommen nicht weiter.
Also was Ende der Kette im Ankerkasten gelöst und die gesamte Kette rückwärts immer wieder durch und aus der Wooling gezogen, bis ein riesiger Haufen Kette frei auf dem Grund liegt.
Bei 50m Kette eine Menge Arbeit.
Mit einer Leine gehen Signale nach oben, ob gefiert oder gezogen werden soll. Mit der Ankerwinde wird von Deck erst der Rest der Kette mittels einer Trippleine langsam gefiert und Stunden später die 50 Meter lange, klarierte Kette und unser Anker zurück an Bord gezogen.
Rund 140 Kilo Edelstahl.
Ein tolles Gefühl wenn alles wieder an Bord ist !!!
Abhaken ? Blödsinn !! Wir sind mächtig stolz auf uns.
Wir haben Tauchklamotten und drei Pressluftflaschen an Bord und wir haben alle drei Flaschen gebraucht. Und jetzt hängen wir ohne Anker, doch zu zweit an dieser Mooring.
Montag oder Dienstag soll´s weiter gehen. Ein paar Tege nach Puerto-Blanca im Süden und dann nach Fuerteventura.
13.09.2011
Mit dem Weitersegeln wird es wohl noch etwas dauern:
Wir haben hier in Arrecife drei neue, grosse Bordbatterien gekauft und gegen die alten sechs getauscht.
Die Batterien sind immer sehr schnell leer und wahrscheinlich überaltert oder sogar schon sulfatiert.
Heute, Dienstag haben wir Verhandlungen mit dem Verkäufer aufgenommen, Freitag sollen die Accus zum Prüfen wieder an Land.
Mal sehn, was draus wird.
Frei Ankern, im alten Hafen an der Aussenseite von Arrecife. Klares, sauberes Wasser.
Hier im Hafen sprechen alle über die Kapverdischen Inseln.
Es sind "nur" 800sm, also etwa ´ne Woche bis nach Sal.
Die meisten Segler sind alleine unterwegs und zwei sind die Strecke schon einmal gesegelt, wird also schon gut gehen.
Wie ankern noch eine weitere Woche im alten Hafen, an der Außenseite von Arrecife.
Der Platz ist zwar nach Süd ungeschützt und ab und zu steht etwas Schwell aber das Wasser ist herrlich sauber und kristallklar.
Hier ankern mehrere Segler die, wie wir über den Atlantik wollen. Es werden Bücher kopiert
und PDF-Files getauscht, insbesondere über die kapverdischen Inseln, über die es nur wenig Informationen gibt. Man hilft sich gegenseitig bei Reparaturen.
Bei der „Atlantic-Rally-for-Cruisers“ nehmen dieses Jahr über 300 Yachten teil, erfahren wir.
Prost Mahlzeit, wenn die alle auf Santa Lucia einfallen.
Da ist man wohl gut beraten, wenn man diese grosse Menge an Booten irgendwie vorbei lassen kann.
Arrecife ist schön aber es zieht uns weiter.
Nach einem Ankerstopp an der Playa Papagayo im Süden Lanzarotes, geht es die 7sm über die Meerenge, nach Corallejo, auf Fuerteventura.
Mit einem Auto erkunden wir diese Insel.
Klassische Sehenswürdigkeiten sind hier dünn gesät.
Als Bade-und Surferparadies hat Fuerte jedoch
eine Menge goldgelben Sand und allerfeinste Strände.
Hier im Hafen von Corallejo liegen sage und schreibe zwei Segeljachten. Mit Wasser und Strom am Steg.
Nur mit dem i-net ist das so´ne Sache.
Hier ist ´ne Menge los, viel Tourismus aber auch gute Bars mit guter Musik.
Ein paar Tege bleiben wir noch, dann legen wir uns vor die Isla del Lobos zu den Seehunden....
Dort gibt’s zwar keinen Ort , nur ein kleines Restaurant, aber dafür wieder Ruhe und Einsamkeit - wenn die Ausflugsboote weg sind -
und kristallklares Wasser über hellem Sand.
Fuerteventura:
LAS PALMAS - BAHNHOF DER HOCHSEEVÖGEL
Inzwischen liegen wir mitten im Ankerfeld von Las Palmas.
Die Marina ist gesperrt, da ca.300 ARC-Yachten als Gäste aufgenommen werden müssen.
Viele Stegplätze sind noch frei, denn es sind ja noch sechs Wochen bis zum Start am 20.11. und es sind noch nicht alle Yachten hier.
Der überwiegende Teil der Yachten vor Anker kommt aus Frankreich oder Spanien, mehrere aus England und nur je drei Boote aus Schweden und Deutschland.
Für nur 2,- Euro/Tag bekommen wir Schlüssel für die Duschen, dürfen zum Wassertanken an den Steg, die Waschmaschine und den bewachten Dinghisteg benutzen.
Das ist prima, denn vor Anker ist es nicht nur ruhiger sondern dasWasser ist auch sauberer als im Hafen und man kann schwimmen.
Der Yachthafen ist ab 22:00 Uhr nur noch mit einem 1,5km langen Umweg über den Nacht-Kontrollposten zu erreichen. Alle Zugänge werden durch Klappbrücken abgeriegelt und gesichert.
An den Booten werden die Dinghis über Nacht aus dem Wasser genommen oder am Heck mit Ketten gesichert,wenn nicht sogar in den Mast gezogen.
Die Gefahr beklaut zu werden scheint hier besonders groß zu sein.
Auf Fuerteventura wurde einem Segler das Schlauchboot nachts, hängend aus der Halterung gestohlen, mit Motor.
Fahrraddiebstähle gibt’s täglich, man kann zuschauen, die Diebe sind total dreist und skrupellos - also Obacht !!
Die Stadt gefällt uns gut. Trotz der etwa 500.000 Einwohner ist das Zentrum übersichtlich und man findet sich zurecht. Man bekommt hier fast alles - wenn es nicht Pakete mit Ersatzteilen aus Deutschland sein müssen.
Es gibt einen 5km langen Strand mit Promenade, jede Menge Bars und Restaurants.
Hier wird gebadet, flaniert, gejoggt und gespeist.
Man lebt ! Ganz besonders nach 18:00 Uhr, dann sind aber wirklich alle Spanier, die frei haben auf den Beinen.
Die Nächte sind lau, um die 24° C. und es gibt viel Live-Musik, Open-Air, da wo Platz ist, zwischen den Bars, mitten in der Stadt.
Die Bebauung ist gleichmäßig 9 bis 10-geschossig, es gibt entsprechend viel Verkehr und Stau aber auch viel Platz für Fußgänger.
Breite Promenaden und jede Menge Sitzgelegenheiten. Nachts wird aufgeräumt und der feine Sand an den Stränden wird mit Hilfe von Traktoren gesiebt.
Mittlerweile schreiben wir Einkaufs-und Staulisten.
Unglaublich viel muss eingekauft werden.
Auf den Kapverden gibt es unsere lieb gewonnenen Grundnahrungsmittel nur sehr eingeschränkt und in der Karibik ist es erstaunlich teuer.
So wundert es uns nicht wenn wir die Listen anderer Segler sehen, die aussehen als ginge die Welt unter.
Die Supermärkte wissen dies und liefern die gekauften Lebensmittel per LKW direkt an den Steg.
Super Service.
Die Seekarten für die nächsten 3000sm haben wir geordnet und gesichtet.
Unser Ziel wird auch immer konkreter:
Nach den Kapverden wollen wir südlich von Barbados in die Grenadienen segeln.
Erstens um dem Tros von ARC-Booten auszuweichen, zweitens um nach einer solch langen Tour ( mit allem was noch passieren mag ) für ein paar Tage einen traum-paradiesischen-super-Ankerplatz zu haben, zur Belohnung so zu sagen.
Bei 12°31´95 N / 61°23´35 E
liegt die südlichste der zu St. Vincent gehörenden kleinen Grenadieneninseln, nach jedem Sturm wieder etwas anders
als in den Karten verzeichnet aber Menschenleer (hoffentlich)
Von dort soll es dann ersteinmal ganz, ganz langsam nordwärts gehen, durch die Grenadienen und die Tobago Cays - mal sehen. Anfang November soll´s losgehen.
GRAN CANARIA
Auf Gran Canaria gibt es einen alten Brauch:
Die Segler die über den Atlantik wollen, lassen sich von den Bananenbauern ein paar Bananen schenken und zwar die, die nicht der „Chequita-Norm“ entsprechen.
Mit dem Mietwagen fahren wir ins Hochland. Die Bananenfelder sind schnell gefunden. Im Norden der Insel lebt eine ganze Region vom Anbau der krummen Früchtchen.
Grün werden sie geerntet und verschifft, die zu kleinen oder schon fast reifen Bananen schmeisst man „weg“.
Eine ganze Staude bekommen wir geschenkt und sind mächtig stolz.
„Buen viaje del Atlantico !“
Das Inselinnere Gran Canarias.
Das Hochland auf der nördlichen Seite der Insel ist recht schroff. Bis auf 1500 Meter schlängelt sich die Strasse mit gefühlten 100.000 Kurven.
Ein Traum für jeden Motorradfahrer !
Es ist saftig-grün und es riecht sehr gut.
Lange geht es durch gespenstisch, flechtenbehangene Pinienwälder.
Weiter unten kommt der Herbst.
Das Laub fällt und wir ernten Mandeln und Maronen.
In 1400m Höhe liegt der Ort Artenara.
Hier wohnt man noch heute in den Höhlen der Guanchen.
Vor die Höhle wird von aussen eine hausähnliche Fassade gesetzt.
Im Winter wärmer – im Sommer kühler als draußen,
wie angenehm.
Es sind noch Höhlen zu haben.......
Es wird ernst:
Es gibt hier viele junge Leute ohne eigenes Boot, die einen Platz für die Überfahrt auf einem anderen suchen.
Hand gegen Koje - Bootsarbeit gegen freies Essen und Bett.
Manche paddeln oder schwimmen durch das Ankerfeld und fragen die Segler nach einer Mitfahrgelegenheit in die Karibik.
Mehrere Crews haben wir kennen gelernt, die mit ihren Booten die ARC mitfahren.
So richtig begeistert waren sie alle nicht.
Viel Geld wurde für Startgelder und Partys bezahlt und viel zu spät hatte man bemerkt, das der Veranstalter die Manschaften zu verschiedenen, grösseren Investitionen zwingt.
Jede Yacht muss mit einer 5 Meter langen Leuchboje für den Mann-über-Bord-Fall, sowie
50m Wurfleine mit Schwimmkragen ausgerüstet werden.
Auch muss für jede Schwimmweste eine Kapuze ( ! ) nachgerüstet werden. Wenn nicht nachrüstbar
wie in den meisten Fällen, braucht man für viel Geld neue Schwimmwesten.
Blinklichter für Nachts, oder gute Livebelts, damit erst keiner über Bord fallen kann wären wesentlich sinnvoller.
Ein teueres Irridium-Satelitentelefon, an Bord ist zwingend erforderlich, sonst gibt es keine Starterlaubnis.
Wir fahren selbst - mit sinnvolleren Rettungsmitteln, ohne Veranstalter und ohne Kapuzen - und über Cabo Verde !
Und dann war da noch, vor etwa 500 Jahren, Christobal Colon, bei uns bekannt geworden als Kolumbus.
Hier in Las Palmas hatte er mit seinen Schiffen geankert, gebunkert und repariert.
Ähnlich wie wir, um dann über Cabo Verde im Westen nach Indien zu suchen. Vier Fahrten hatte er nach jahrelanger Vorplanung unternommen und erfolgreich beendet.
Interessant ist sein Haus hier in Las Palmas, mit den Originalseekarten und Navigationsinstrumenten seiner St.Maria - sowie dem Glauben, dass sie auf einer Scheibe leben,
von der man hinter dem Horizont herunter fallen könnte.
Thematico Numero uno :
Die Republik Cape Verde zählt zu den 5 ärmsten Ländern
bzw. zur vierten Welt, erfahren wir.
Seekarten oder offizielle Infos gibt es nicht.
Nur die Hälfte der Fischer hat einen Motor.
Wasser zu bekommen ist reine Glücksache, usw, usw....
Und trotzdem wollen wir dort hin !
Über Klaus & Miho bekommen wir per Email druckfrische
Cabo-Verde-Infos von TO.
Das kommt genau richtig.
Muchas Gracias Klaus !!! Das halbe Ankerfeld freut sich !