IM SOMMER 2008 GEHT ES LOS. Lemmer / Niederlande
Total aufgeregt... Was wird uns erwarten? Was kann alles passieren?
Mit unbezahltem Urlaub hatten wir 2008 gute drei Monate Zeit bevor wir wieder arbeiten mussten.
Mitte Juni waren alle Ausrüstungsgegenstände und Geräte
eingebaut und funktionsfähig.
ABER:
Drei Wochen vor unserem geplanten Starttermin war plötzlich die gesamte Elektronik defekt. Alles fratze, auch die gerade erst eingebauten, niegel-nagel-neuen Geräte.
Ein Blitz hatte uns erwischt, am Liegeplatz. Niemand war an Bord. Glück im Unglück
! ( Hätte man vermeiden können: Landstrom abmachen ! )
Innerhalb von weiteren drei Wochen hatten wir alle Geräte durch neue ersetzt und unsere Versicherung hatte bereits nach sieben Tagen gezahlt.
Ein Riesenlob an unsere Versicherung !!! www.pantaenius.de
Mit Ziel Mittelmeer sind wir am 01. August 2008 aufgebrochen.
Das vorerst letzte Mal übers Jisselmeer, nach 13 Jahren Niederlande.....
Bei trübem, windigen Wetter haben wir uns zunächst binnen bis nach Südholland durchgehangelt.
In Vlissingen gings dann raus auf die offene Nordsee. Es geht nicht
anders.....
Das Wetter hatte sich auch beruhigt.
Vorbei an Holland, Belgien und Frankreich in einem langen Schlag bis in das englische Dover.
Von Dover ging es entlang der britischen Kreideküste Richtung Westen.
Zuerst für 4 Tage nach Brighton, ein pikfeines Städtchen mit Promenade, Funpark am Strand und einer Luxusmarina.
In Cowes, ein paar Meilen weiter, trifft sich alljährlich die gesamte Regattaszene.
Die Cowesweek ist ein Riesenevent.
Jede Menge Party in einem relativ kleinen Inselstädtchen bei regnerisch-windigem Wetter.
Von Cowes geht es die Englische Südküste nach Westen und dann strait quer nach Brest. Dort sind wir das erste Mal in einen richtigen Sturm geraten. Aus unserer Sicht.
Nachts im 3. Reff bei 7 Bft. und Regen gegen 6kn Strömung und ´ne riesige Dünung, die bis nach achtern über Deck gelaufen kam.
Nur den Leuchtturm der Ile de Quesant und ein kleines, rotes Licht zum Peilen.....
Wir waren froh als es endlich wieder hell wurde, die tiedenbedingte Strömung nachließ und wir im Morgendunst nach 10 Stunden Stress, triefnass und totmüde in Brest einlaufen konnten.
Die vielen Leuchtfeuer vor der französischen Küste zwischen Ile de Quesant und Brest waren nicht in Betrieb !!!
( Auszug aus dem Logbuch bei "WETTER" )
Ein paar Tage später, etwas erholt von den Strapazen dann der Sprung durch die Biscaya nach Spanien - Richtung Süden. Etwa 450sm...
Unser Wetterfrosch Rainer, Andis Bruder in Bad Herrenshof ( bei Korschenbroich/D ) hat das Wetterrouting übernommen und uns mit Prognosen versorgt - SUPER SERVICE !!
Die Biskaya, das Seegebiet vor dem alle Angst haben..... So auch wir !
Auf dem Seeboden der Biskaya gibt es grössere Gebirge, so dass durch Strömungen das Wasser nach oben gedrückt wird wo sich dann eine entsprechend raue, unangenehme See bildet.
Kaum noch Grossschiffahrt aber jede Menge Delfine.
Vier Tage brauchen wir für die 450sm bis Camarinas / SP.
Das Wetter wird besser, die Temperaturen steigen von Tag zu Tag.
Wir segeln nach Süden...
Von Tag zu Tag wurde es nun merklich wärmer.
Nach den Cruising Guides konnte ab hier wettermäßig nichts schlimmes mehr passieren.
In Camarinas haben wir eine Manschaft aus Schweden kennen gelernt.
Zu Lars und Björn auf der CARPE DIEM entwickelt sich eine dicke Freundschaft.
Mit Lars und Björn sind wir zunächst nach Lissabon gesegelt.
Eine tolle Stadt !!
Sogar nach sieben Tagen hatte Lissabon immer wieder Neues zu bieten.
Wir bleiben 12 Tage und fahren fast täglich mit den Rädern.
In den engen Gassen der alten Oberstadt wandeln sich abends die Metzgereien, Bäcker-, Obst und
Lebensmittelläden in winzige, einfache Restaurants oder Weinbars......
in denen auch Fisch in allen möglichen Variationen angeboten wird.
Man sitzt auf der Strasse,
Streetbands spielen überall - und es wird gelebt.
Ein gemütliches Viertel auf das man sich freuen kann, auch wenn es dunkel ist.
In Memoriam: Lars ist drei Jahre später, im April 2011 leider an einem Krebsleiden gestorben.
Ein toller Mensch !
Die E-mails aus dem Krankenhaus während seiner letzten Tage haben weh getan....
Er wurde gerade einmal 60 Jahre alt.
Musik und Fisch, und ab und zu mal ein Auto: Lisboa downtown
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Nach einem nebligen, windlosen Törn nach Süden erreichten wir
abends unter Motor das Cabo St. Vicente.
Auf dem Radar sehen wir die Felsen schon von großer Entfernung.
Aus dem Nebel tauchte plötzlich hoch über uns die Militärschule mit dem Leuchtturm auf.
Gespenstisch und eindrucksvoll. Ein schöner Moment.
Nach dem Runden des Cabo gab es Sonne und viel Wind.
Willkommen an der Algarve!
Zwei Stunden später erreichen wir wir Lagos und gehen erst einmal vor dem riesigen Strand vor Anker.
Verdammt nah dran: Anfangs haben wir nur die Brandung gehört. Kontrolle des Abstands nur über das Radargerät möglich. Cabo Sao Vicente in dichtem Nebel.
Die kleinen Felseninseln ( unter dem Grossbaum ) hatten wir nicht auf dem Radar....
In Faro haben wir eine preisgünstige Möglichkeit gefunden das Boot zu überwintern.
Bis zum Abflug hatten wir noch 10 Tage Zeit zum Vorbereiten.
Diese haben wir in der Lagune von Faro, zwischen Olaho und Culattra im Ankerfeld verbracht.
Zusammen mit Lars und Björn von der "Carpe Diem"
Auf der Sandbank von Culattra leben ca.80 Fischer mit ihren Familien.
Es gibt keine Autos, nur zwei Trecker für Transporte.
Beim Reparieren der Netze und abends im Dorftreff kommt man sich näher......
Leben einmal ganz anders.