- Blick nach oben:
- Wolken lesen - Wind spüren - Sturm erahnen - Abendrot deuten.
= Gefühl für Wind, Seegang, Kurs, Versatz
- Elemente erleben.
Das Wetter und die Windverhältnisse richtig einschätzen gehört mitunter zu den wichtigsten Aufgaben an Bord.
Gerade in Seegebieten wo sich Wind und Wetter und somit auch
der Seegang schnell ändern, ist das tägliche Wetterbeobachten unverzichtbar.
In hurricanmöglichen Gebieten halte man sich strikt an die Vorgaben der grossen Versicherungen. Auch wenn man nicht versichert ist !!!
( Hurricanbilder aus der Karibik am Ende von 2017 )
Boot raus aus dem Wasser, alles was nicht fest ist wegstauen und den Rumpf an Betongewichten sturmsicher abspannen und gut verzurren.
Und niemals, ganz besonders während der Sommerzeit (=Cyclonseason )
die Tiefdruckgebiete aus den Augen verlieren.
Innerhalb von 5 Tagen wurde aus einem normalen Tief ein Cyclon
mit Wind über 280km/h.
Cyclon GITA ( über Tonga, Februar 2018 )
2015 sehr spannend: EL NINO oder nicht ???
Das wämste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen,
der Pazifik so warm wie noch nie ( Passageweather.com )
Während im Dezember 2015 zuhause viele Pflanzen wie im Frühling in voller Blüte stehen, bereitet man sich in Peru auf den Ausnahmezustand durch Dauerregen vor.
http://www.wetteronline.de/klimawandel/2014-04-22-en
http://www.australiasevereweather.com/cyclones/index.php
http://www2.wetterspiegel.de/de/nachrichten/2014-wieder-ein-el-nio-jahr-185039.html
http://www.nzz.ch/wissenschaft/uebersicht/ausfall-von-messbojen-erschwert-prognosen-1.18240763
Noch nie haben wir uns so oft und so ausführlich mit einem Wetterphänomen befassen müssen. Es geht im Ganzen darum ob wir im Frühjahr 2015 wie geplant in den Pazifik segeln, oder die geplante Tour um 12 Monate verschieben.
In der „Normalkonstellation“ wird ein Segler von Galapagos kommend ganz normal mit den Ausläufern des Humboldstroms seinem Ziel entgegensegeln können. Die längste Tour die überhaupt auf unserem Planeten möglich ist, ohne an anderen Inseln vorbei zu segeln.
ca.3200sm / 6000km
Der Passat blast gewöhnlich aus Süd-Ost mit moderaten 15-25kn, so dass man in etwa 3-4 Wochen sicher auf den Marquesas, der ersten Inselgruppe auf dieser Route ankommen kann.
Alle 7-10 Jahre kommt es jedoch vor, dass sich das Wasser des Pazifiks zu stark erwärmt. Man spricht von EL NINO, ( das Christkind ) da dieses Phänomen gegen die Weihnachtszeit seinen Höhepunkt findet.
Durch extreme Verdunstungen über dem Pazifik bleibt der Passat aus und es kommt zu heftigen Unwettern und auch zu atypisch wehenden Winden auf dieser langen Route. In Stärke und Richtung !
Der Passat dreht sich vollends um und bläst nun aus westlichen Richtungen.
Es gibt nichts wo man sich verstecken könnte. Es bleibt dann nur der schmerzliche Weg mit dem Starkwind zurück zu segeln bzw. nach Osten ablaufen, zurück Richtung Panama weil auf den Galapagosinseln der Aufenthalt länger als 21 Tage nicht gestattet wird.
Bereits 2013 gab es in der Karibik keinen, 2014 nur einen einzigen Hurrikan - ein sehr sichers Indiz für eine EL NINO Periode.
Wir sind gewarnt, wenn auch viele Segler um uns herum das Problem verniedlichen und
aus > Zeitgründen < ( ?? ) die Tour 2015 probieren wollen.
Wir werden abwarten – und fahren warscheinlich nicht.
SAFTY FIRST !!!
Damit sind wir bislang immer gut beraten gewesen.
Ratingen, November 2014 Andi & Petra
Ps. Schlussendlich sind wir doch gefahren - und hatten eine wunderschöne 4200sm-Überfahrt mit Wind zwischen 12-15kn, 20 Tage bei ruhiger See.
26 Segeltage von Panama über Galapagos bis ins Paradies....
NORMAL-KONSTELLATION........Wind und Südäquatorialstrom laufen westwärts.
EL NINO KONSTELLATION....Wind und Äquartorialstrom sind umgekehrt.
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WETTER
Ganz neutral betrachtet und auf die Beaufort-Skala bezogen spricht man erst ab 34 Knoten (8 Bft.) von stürmischem Wind,
ab 41 Knoten (9 Bft.) von Sturm und erst
ab 48 Knoten (10 Bft.) von schwerem Sturm.
Danach ist eh alles egal: Wie die See aussieht, wie die Gischt weg weht usw.
Die Wirklichkeit ist dann schon lange nicht mehr mit Bildern wiederzugeben weil jede Kamera defekt gehen würde.
Die Wellenhöhen werden im Allgemeinen zu hoch angegeben. Es ist sehr schwer die Wellenhöhen von Bord einer Yacht einzuschätzen. Wir waren uns oft nicht einig.
Die Wellen werden über die Zeit immer höher und der Wind wird immer stärker...... Und dies ganz ohne besondere Absicht. Die Warnehmung verändert sich durch das ständige Auf und Ab.
Vor diesem Phänomen sind auch wir nicht sicher.
So wird in der Erinnerung an einem langen, schweren Sturm manchmal beim Blick ins Logbuch eine Starkwindphase von wenigen Stunden.
Bezeichnung | Beaufort-Stärke | Knoten | km/h | m/sec | |
Windstille | 0 | unter 1 | unter 1 | 0 bis 0,2 | Rauch steigt gerade empor |
leiser Zug | 1 | 1 bis 3 | 1 bis 5 | 0,3 bis 1,5 | Zug des Rauchs erkennbar |
leichte Brise | 2 | 4 bis 6 | 6 bis 11 | 1,6 bis 3,3 | Wind ist im Gesicht fühlbar |
schwache Brise | 3 | 7 bis 10 | 12 bis 19 | 3,4 bis 5,4 | Zweige bewegen sich |
mäßige Brise | 4 | 11 bis 15 | 20 bis 28 | 5,5 bis 8,9 | Staub hebt sich |
frische Brise | 5 | 16 bis 21 | 29 bis 38 | 9 bis 11 | kleine Bäume schwanken |
starker Wind | 6 | 22 bis 27 | 39 bis 49 | 12 bis 14 | Pfeifton an Drahtleitungen |
steifer Wind | 7 | 28 bis 33 | 50 bis 61 | 15 bis 17 | Hemmung beim Gehen |
stürmischer Wind | 8 | 34 bis 40 | 62 bis 74 | 18 bis 21 | Gehen wird erheblich erschwert |
Sturm | 9 | 41 bis 47 | 75 bis 88 | 22 bis 24 | Schäden an Häusern |
schwerer Sturm | 10 | 48 bis 55 | 89 bis 102 | 25 bis 28 | Bäume werden entwurzelt |
orkanartiger Sturm | 11 | 56 bis 63 | 103 bis 117 | 29 bis 33 | schwere Sturmschäden |
Orkan | 12 | über 63 | über 117 | über 33 |
katastrophale Schäden |
Aus dem Bordtagebuch:
Es beginnt unmittelbar nach einer Starkwindwarnung auf Französisch gegen 22:00 etwa 20sm vor Brest.
Nach einer bislang sehr friedlichen Überfahrt, befinden wir uns nun innerhalb eines Sturmtiefs.
In der zweiten Nachthälfte stecken wir immer noch im Ölzeug und starren angespannt in die Dunkelheit in Richtung Küste. Man kann ausser den gelegentlichen Blitzen des Leuchtfeuers „Ile de Quessant“ nichts erkennen. Es ist stockschwarz.
Vor drei Tagen waren wir in Cowes / GB gestartet, mit Ziel Brest / FR.
Der Sturm schickt alle paar Sekunden wilde Böen. Die Luft ist voller Gischt, die im Licht der Taschenlampe aussieht wie waagerecht fliegender Regen. Es fühlt sich an wie Schrotladungen auf der Haut, auf den Lippen und in den Augen. Das Salz brennt.
Die Geräusche sind angsteinflössend. Es pfeift und heult ohrenbetäubend laut und die Wellen knallen gegen den Rumpf.
Das Boot bohrt sich regelrecht in die hohe, kurze See. Selbststeueranlage und Kompassbeleuchtung sind bereits ausgefallen.
Wir segeln im 3.Reff mit fast 6kn, stehen jedoch nach GPS förmlich auf der Stelle. Blos nicht näher zum Licht...
Der Motor verhindert, dass wir zurückversetzt werden, so stark ist die Tiedenströmung.
Das Barometer ist seit der letzten Stunde um weitere 2 hp gesunken.
es wird also noch mehr werden.
Petra kontrolliert unsere Position am PC und kommt grün wieder nach oben.
Die Bootsbewegungen sind unglaublich heftig. Es kracht und spritzt und die eiskalte Brandung läuft regelmässig über das gesamte Deck.
Unter Deck gibt es ein regelrechtes Chaos. Alles was nicht gesichert war, hat sich selbstständig gemacht und poltert durchs Schiff.
Schnell das Schiebeluk wieder zu.
Es ist eiskalt und wir sind beide am Ende - totmüde und naß.
Ohrenbetäubend ist der Lärm des Stumes und ich bekomme immer wieder Fragen gestellt. Blöde, überflüssige Fragen.....
“Schlaf jetzt bloss nicht ein!“
Mit Taschenlampe zwischen den Zähnen halte ich sitzend Kurs so gut es geht. Starre auf die Kompassskala. Mir fallen die brennenden Augen zu.
Die Brandung der Riffe neben uns ist in dem Lärm gut auszumachen. Noch ist es 20m tief.....
Wir zittern. Vor Kälte, triefnass, aber auch aus Furcht.
Wir zählen die Stunden bis es hoffentlich bald hell wird.....
2008, von Cowes ( GB ) nach Brest ( FR ) nachts vor Ile de Quesant
So beschreibt "Fridolin" ein HOCH................. GRENADA 2012
"Ja was bekommt denn der ?" fragen Freunde, als wir ihnen unseren gerade gefangenen,
vermeintlichen Wetterfrosch schenken wollen. Ein lustiger Moment.
( passageweather.com )
Bereits Wochen vor einer geplanten Überfahrt beobachte man das dortige Wettergeschehen. ( Hier z.B. der Südpazific )
Gut wenn es ein Schema gibt, nachdem die Hochs und Tiefs zusammen wirken und es gelingt dies zu verstehen - wie z.B. in Europa.
Internet: Wirklich sehr zu empfehlen !
Wie überhaupt das Wetter um den Globus herum funktioniert ist Grundwissen für Segler und absolut wichtig.
Man darf nichts unversucht lassen, denn
es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten um an Wettervorhersagen zu gelangen:
UKW - FUNK
Manchmal in Englisch ausgestrahlt, meistens jedoch in der Landessprache. Es gibt jedoch nur Warnungen.
SSB - SEEFUNK
Über Grenz- und Kurzwelle können wir - in Verbindung
mit unserem Pactor-Modem E-Mails senden und empfangen.
Auch auf See.
Ebenfalls die für die Wettervorhersage wichtigen GRIB-Daten für ein bestimmtes Seegebiet.
Diese werden mit Hilfe der entsprechenden Software auf dem PC
in die Seekarte übertragen und als Windpfeile dargestellt.
Wenn´s denn funktioniert.....
Und auch nur, wenn man ein Funkrufzeichen hat !
NAVTEX
Der Nautische Wetter und Warnfunk informiert über alle möglichen nautischen Gefahren in dem ausgewählten Seegebiet.
Funktioniert auf der Nordhalbkugel fast immer, jedoch nur in Landnähe ! Es gibt nur Warnungen, selten Wettervorhersagen.
Weiter entfernt von der Zivilisation keine Aussendungen !
BAROGRAPH
Der Barograph dokumentiert bzw. schreibt den aktuellen Luftdruck mit.
Aus diesen Daten lassen sich Rückschlüsse auf die weitere Wetterentwicklung schliessen.
Dies macht er immer – man muss aber gut interpretieren können.
Und er schreibt nur an seinem Aufenthaltsort, kann also nicht vorausschauen.
INTERNET
Das Internet - unsere Lieblingsquelle - bietet natürlich die meisten Informationen, ist aber leider nur in Häfen bzw. an Hotspots zu empfangen.
Man merkt schon, alles immer mit WENN und ABER..... und im Südpazifik manchmal gar nichts.
Immer wieder gibt es Situationen in denen es unmöglich gewesen ist, einen verständlichen Wetterbericht zu bekommen.
Oft haben wir uns dann mit anderen Seglern ausgetauscht, den Wetterfrosch in Bad Herrenshof befragt
(Andis Bruder Rainer)
oder einfach den geplanten Törn verschoben. Safety first !
Sehr wichtig ist ebenso die visuelle Wahrnehmung des Wettergeschehens.
Aus den Wolkenbildern, den Wellenhöhen und der Windstärke entsteht schnell ein Gefühl für das was noch kommen wird.
Ängste sind zu unterdrücken !
Gut wenn man dann einen „Plan B“ in der Tasche hat, einen Hafen in der Nähe, wo man sich verstecken kann.